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Neubauer, R.: Meine Glotze, deine Glotze : Google sichert sich die Internet-Videoplattform You Tube für 1,65 Milliarden Dollar / 72 Millionen Nutzer lassen die Werbeeinnahmen explodieren (2006)
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- Abstract
- "Xchylerjfk" mag You Tube. Die junge Frau, die hinter diesem verqueren Internet-Namen steckt, mag die Website für Amateurvideos "so, wie sie ist". Und so sehr, dass sie nun ganz aufgeregt ein Kurzvideo für You Tube gedreht hat und darin schimpft: "Sie wollen die Welt beherrschen." Gemeint ist Google, der neue Eigentümer von You Tube. Denn die Internet-Suchmaschine Google übernimmt für 1,65 Milliarden Dollar You Tube (übersetzt etwa: deine Glotze), eine Website, die in weniger als zwei Jahren von einer Idee, ausgeheckt beim Abendessen, zum kulturellen Massenphänomen aufstieg. "Wir wollten unabhängig bleiben", begründete der 29 Jahre alte You-Tube-Chef Chad Hurley in der Nacht zum Dienstag gegenüber der Agentur Reuters, warum er und sein Mitbegründer Steve Chen (27) Google den Zuschlag gaben. Google habe Selbstständigkeit versprochen und sein technisches Wissen könne You Tube dem Ziel näher bringen, die unterhaltsamste Video-Seite im Internet zu sein. "Jetzt haben wir mit Google die Ressourcen hinter uns, um diese Vision zu verwirklichen`; sagte Hurley. Hurley verriet nicht, wie viel Geld er und Chen bei der Übernahme einstreichen. Ein dritter Mitbegründer - Jawed Karim - hatte You Tube verlassen, kurz bevor das Jungunternehmen erstmals 3,5 Millionen Dollar Startkapital von Sequoia Capital ergatterte - diese Firma hatte auch Google in der Start-phase mit Kapital versorgt. Laut Wall Street Journal besitzt Sequoia Capital knapp ein Drittel von You Tube. Der Kauf ist die teuerste Neuerwerbung in der achtjährigen Firmengeschichte und sichert Google die führende Rolle im wachsenden Online-Markt für Videos. Schräge Videoclips boomen ebenso im Internet wie so genannte Social Networks, etwa die Kennenlern-Plattform My Space. Etablierte Medien und Internetfirmen wollen ein Stück vom Kuchen.
Goldgräber-Stimmung Erst im August hatte Google und My Space einen Deal für 900 Millionen Dollar abgeschlossen, der Google erlaubt, auf der Community Website Werbung zu verkaufen. Als Interessenten für You Tube waren Gerüchten zufolge auch Internetgiganten wie Yahoo und Ebay im Gespräch. Ausgelöst hat die jüngste Goldgräber-Stimmung Robert Murdoch, dessen News corporation im vergangenen Jahr My Space für 580 Millionen Dollar erstand - in bar. Was damals eine ungeheure Summe erschien, sieht nach dem Deal mit Google wie ein Schnäppchen aus. Analysten schätzen den Wert von My Space bereits auf zwei Milliarden Dollar. Gründe für den Kauf gibt es genug. Da sind zum einen die "Eyeballs", die Zahl der Nutzer von You Tube: 72 Millionen monatlich. Auch wollte Google angeblich nicht den gleichen Fehler wie vergangenes Jahr machen, als es sich My Space entgehen ließ. Drittens ist die YouTube-Gemeinde nach Untersuchungen aktiver, enthusiastischer, kommentar- und austauschfreudiger als die User bei der Google-Konkurrenz. Hinzu kommt "stickiness". You-Tube-Fans verweilen länger auf der Seite als in vergleichbaren Fällen. Ein wichtiger Aspekt für Werbedollars, mit denen Google sein Geschäft macht. Es ist eine einfache Rechnung: Dieses Jahr werden in den USA schätzungsweise 16 Milliarden Dollar in die Internet-Werbung fließen, 28 Prozent mehr als 2005. Dennoch gibt es Kritiker. Probleme könnten die Urheberrechte machen, denn viele You-Tube-Nutzer laden Ausschnitte aus Fernsehsendungen, Musikvideos und Filmen hoch, die geschützt sind. Erst Stunden, vor Bekanntgabe der Übernahme gaben Google und You Tube eine Reihe von Vertriebsverträgen mit Warner Musik, Sony BMG und Universal bekannt.
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Markl, H.: Schnee von gestern : Hubert Markl über die Legende von den "zwei Kulturen" (2002)
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- Content
- "Behaupte niemand, Georg Picht habe sich geirrt. Vor kaum 40 Jahren sagte er Deutschland eine Bildungskatastrophe voraus. Heute erkennt die gePISAkte Nation: Die Diagnose war richtig, die Katastrophe ist eingetreten. Schlimmer noch: Mag sein, dass Pichts Warnungen von damals kräftig dazu beigetragen haben, dass es so gekommen ist. Es gibt eben nicht nur im Guten, sondern fast mehr noch im Schlechten Selbsterfüllungsprophezeiungen. Wenn nur genügend Leute an die Katastrophe glauben, ist sie fast schon sicher. Auch der Weg nach Pisa ist mit den besten Vorsätzen gepflastert. Kassandra sagt Ereignisse am erfolgreichsten voraus, die sie damit selbst hervorruft. Wir erleben es dieser Tage wieder mit der Alarmprognose von Francis Fukuyama, "das Ende des Menschen" sei nahe. Es ist nicht ohne Konsequenz, wenn einer, der vor zehn Jahren mit seiner These vom "Ende der Geschichte" schon einmal ebenso krass wie medienwirksam danebengegriffen hatte, den gleichen Coup noch zu übertreffen sucht. Er weiß, er kann fest darauf zählen, dass sich das versammelte Feuilleton - jedenfalls in Deutschland - politisch korrekt mit ihm gruseln wird, so dürftig die Gründe dafür auch sein mögen. Tatsächlich wird den Schreckfiguren der biopolitischen Geisterbahn - von Klonarmeen bis Ubermenschenzuchten - durch nichts mehr Leben eingehaucht als durch die öffentliche Abscheurhetorik, von der die Dr. Antinoris dieser Welt wie Graf Dracula vom Jungfrauenblut leben. Zu solchen sozial-medialen Realphantasien gehört auch - annähernd ebenso lange wie Pichts Katastrophenprognose - die in regelmäßigem Erscheinungszyklus wieder auftauchende These des Charles Percy Snow von den "zwei Kulturen": der humanistischen und der naturwissenschaftlichen - jenem angeblichen kulturellen Spaltungsirresein, das offenbar in unseren modernen Gesellschaften nicht nur die Gebildeten selbst befällt, sondern zugleich das gesamte Bildungswesen tiefgründig zerteilen soll. Kein Wunder, dass sich dieses Irresein - so der phantasievolle Autor, ein Naturwissenschaftler, den seine Kollegen wohl eher als Literaten achteten, während die Literaten ihn vermutlich für einen Naturforscher hielten - für die gemeinsame Zukunft der beiden verfeindeten Stämme der geistes- beziehungsweise naturwissenschaftlich Gebildeten nur verheerend auswirken kann. Leidet unser Bildungssystem also nicht nur an mangelndem Leistungsvermögen von Lehrern oder/und Schülern? Haben wir noch nicht einmal einen gemeinsamen Bildungsbegriff, weil Geistes- und Naturwissenschaften im kaukasischen Kreidekreis der Bildung das bedauernswerte Kind lieber in zwei Stücke zerreißen, als sich auf gemeinsame Bildungsziele zu einigen? Balgen sich Dietrich Schwanitz ("Bildung: Alles, was man wissen muss") und Ernst Peter Fischer ("Die andere Bildung") wirklich als Vertreter konträrer Bildungsvisionen um das Seelenheil der armen Kleinen? Oder sind sie nicht ihrerseits selbst das Produkt einer Selffulfilling Fallacy, eines sich selbst bestätigenden Irrtums, der vor allem daher rührt, dass C. P. Snows zwei Kulturen durch fortwährendes Zitieren eines eher dürftigen Essays selbst zum unverzichtbaren Bildungsgut kanonisiert wurden? Nun wird niemand, der etwa eine Literaturhistorikerin und einen Astrophysiker zu seinen Bekannten zählt, verkennen, dass solche Leute die Welt aus recht verschiedener Perspektive betrachten - allerdings auch nicht anders als Strafrechtsgelehrte, Mathematiker oder Tierärzte. Man beachte nur, wie wichtig die einen ihre Ansichten bestätigende Zitate möglichst verstorbener eminenter Vorgänger nehmen, während die anderen auf nichts so stolz sind wie auf die Priorität noch von niemandem vorher gedachter Gedanken, entdeckter Tatsachen oder gemachter Erfindungen. Haben die Naturwissenschaften (wieder nach C. P. Snow) sozusagen den Fortschritt im Blut, allerdings wohl mitunter ohne viel Ahnung, wohin dieser führen könnte, liegt den Geisteswissenschaften eher die Vergangenheit im Magen.
Doch bei näherer Betrachtung wird einem schnell bewusst, dass solche Typenkonstrukte allenfalls amüsante Karikaturen geistiger Vielfalt, nicht aber erhellende Ordnungsprinzipien für das sind, was Bildung ausmachen kann. Versucht man nämlich näher zu bestimmen, was Bildung für junge Menschen heute tatsächlich bedeuten sollte, und vergleicht dies mit den Zwei-Kulturen-Szenarien (von denen es seit C. P Snow ja selbst wieder eine ziemliche Vielfalt gibt), so kommt man keineswegs zu dem Ergebnis, es gebe zwischen konträren Bildungswelten eine unabänderliche Konfrontation. Der Gegensatz besteht vielmehr zwischen rational aufgeklärten oder nicht von Aufklärung geprägten Bildungskulturen - also, um es deutlich zu sagen, zwischen Bildung und Verbildung. Es lohnt, diese Thesen ein wenig genauer zu erörtern. Zuerst zur Bildung. Unter Bildung verstehen viele in erster Linie, was den so genannten gebildeten Schichten zu ihrer Einbildung verhilft - also vor allem der sorgfältig eingeübte Rückgriff auf einen kanonischen Vorrat von Geistesgütern, wie er sich in zierlichen Zitaten, metaphorischen Anspielungen auf klassische Werke und in der Fähigkeit äußert, aus dem Stand darauf hinweisen zu können, dass Platon, Montesquieu, Hume oder Kant ein Argument bereits folgendermaßen - und zwar treffender - begründet hätten. Wenn wir Bildung aber nicht als semiotische Bekleidungsvorschriften verstehen wollen, die aus Menschen erst Leute (und zwar von Stand) machen, dann bietet sich eine ganz andere Perspektive auf einen Bildungsbegriff an, der in einer demokratischen Massengesellschaft tatsächlich für jedermann und jedefrau gelten kann. Aus solcher Sicht sollte Bildung als der durch Erziehung unterstützte Entwicklungsprozess verstanden werden, der junge Menschen zu urteilsfähigen, selbstverantwortlichen und zugleich zur Verantwortung für ihre Mitmenschen und die gemeinsamen Lebensbedingungen fähigen und bereiten Mitgliedern einer sozialen Gemeinschaft macht. Zu Menschen, die sich ihrer kulturellen Herkunft und Zugehörigkeit bewusst, aber dennoch weltoffen lernbereit sind, und die ihrem Leben und Handeln auf der Grundlage gemeinsam verbindlicher Werte Sinn und Inhalt zu geben vermögen. Altfränkisch knapper gesagt: Gebildet wäre dann, wer zugleich tugendhaft und lebenstüchtig ist, auch wenn er dies nicht in literarischem Stil auszudrücken vermag. Lebenstüchtigkeit allein genügt nicht, dazu erweisen sich viel zu viele Lumpen als nur allzu tüchtig; und Tugend ohne Tüchtigkeit ist es, die jene Lumpen gerade so erfolgreich sein lässt. Kann ein so gebildeter Mensch je vor die Frage gestellt sein, ob es für die Bewährung im Leben wichtiger ist, mit Geschichtsbewusstsein oder mit Verständnis für religiöse Vorstellungen von Menschen anderer kultureller Herkunft zu handeln, oder aber mit der Einsicht in chemische Voraussetzungen des Lebens, physikalische Prinzipien der Energiegewinnung oder die realistische Abschätzung von Risikowahrscheinlichkeiten? Können all diese scheinbar so konträren geistes- oder naturwissenschaftlichen Beiträge zur Her anbildung ertüchtigender Leistungsfähigkeit doch allesamt nur von einer gemeinsamen Grundlage ausgehen - von der Fähigkeit zu klarem, kritischem Denken und begründetem Argumentieren. Wer junge Menschen dadurch aufs Leben vorbereiten wollte, dass er sie sozusagen - gleichsam mit halbem Gehirn - nur auf die halbe Wirklichkeit einstimmte, der würde sie nicht bilden, sondern gezielt verbilden oder gar - vielleicht sogar "hoch gebildet" - verblöden.
Wer aber die begrifflich-sprachliche Grundlage alles rational begründenden Denkens überhaupt ernst nimmt, die auch die selbstverständliche Grundlage alles mathematischen Denkens ist, kann eigentlich gar keinen Zweifel daran haben, dass jeder lebensertüchtigenden Bildung und Ausbildung ein unverzichtbares geistiges und daher in kritischer Reflexion auch geisteswissenschaftliches Fundament zu Grunde liegt - das gilt für Naturwissenschaft, Mathematik und Technik nicht anders als für die Vielfalt kulturwissenschaftlicher Disziplinen. Die vermeintlich bedeutsame Frage eines Vorrangs geistesoder naturwissenschaftlicher Bildung - der "einen" oder der "anderen" Kultur - ist tatsächlich eher der Ausweis eines Mangels an Bildung, die solche Bezeichnung verdient, und zugleich ein Streit um Ei oder Huhn, wenn nicht gar um Henne oder Hahn. Damit lassen sich zwar offenkundig Bücher verkaufen, aber das gilt bekanntlich für Astrologie oder Psychoanalyse genauso und ist kein Beleg für ihren Wahrheitsgehalt. Ein solcher umfassender, gesamthafter, nicht spalthirniger Bildungsbegriff hat nun allerdings keineswegs zur Folge, dass aus jedem Kind in der Foltermühle einer Allwissenheitsbildungsschule ein total überforderter Schein-Polyhistor, einer, der alles Mögliche weiß, gemacht werden soll. Nur ein Bildungsbegriff, der einen inhaltlich auf Vollständigkeit zielenden Wissenskanon zu Grunde legte, der dem armen bildungshungrigen Kind das Maul stopfen und den Kopf blähen soll, könnte einer solchen Zwangsvorstellung von Bildung verfallen. Ein ganzheitlicher Bildungsbegriff kann niemals Vollständigkeit, niemals "Auslernen" zum Ziel haben. Ein ganzheitlicher Bildungsbegriff muss vielmehr immer offen sein für verschiedenartige Verständnis- und Erfahrungsformen, für die Bahnung von sehr verschiedenen Zugangswegen zum Leben, die dann jeder Einzelne nach Begabung, Neigung und Anregung in freier Entscheidung zu weiterer Erkundung wählen und weiter erkunden mag. Gerade die Überwindung jener stupiden Zwei-Kulturen-Teilung der Erfahrungswelt öffnet ja erst das Verständnis dafür, dass die Welt des Wissbaren und Erfahrenswerten weit vielfältiger differenziert ist, als es die Snowsche Zweiteilung suggeriert. Nicht nur, weil etwa die Probleme und die Methodik zu ihrer Aufklärung in Geschichts-, Rechts-, Sozial-, Literatur-, Kunst-, Wirtschaftswissenschaft, Psychologie oder Philosophie jeweils so verschiedenartig sind, dass es unsinnig ist, sie in eine einzige, die so genannte geisteswissenschaftliche Erkenntnis zusammenzupressen. Auch auf der anderen Seite der zweigeteilten Bildungswelt ist die Landschaft nicht weniger vielgestaltig: Lebenswissenschaften, Physik, Chemie, Astronomie und Geo- oder Ingenieurwis senschaften sind zwar alle durch gemeinsame Naturerkenntniswurzeln verbunden und - aus Gründen, die immer noch eher mit Staunen als mit Einsicht zur Kenntnis zu nehmen sind - allesamt durch die reine Geisteswelt der Mathematik eingehüllt. Aber wer könnte dabei denn übersehen, dass sich beispielsweise in vieler Hinsicht Mathematik und philosophische Logik weit näher stehen, als beide ihren eigentlichen Nachbarbereichen von Geistes- oder Naturwissenschaften? Wer könnte übersehen, wie etwa im weiten Gebiet der Psychologie evolutionsbiologische, genetische, neurowissenschaftliche Zugangswege in immer engere Wechselwirkung mit den Geistes- und Sozialwissenschaften, ja bis hin zu philosophischen und kunstwissenschaftlichen Erkundungsweisen des menschlichen Geistes treten?
Wer erlebte nicht ständig an sich selbst, wie eng psychologische, sozial-kommunikative, ökonomische und biogene Einflussfaktoren untrennbar in unserem Menschsein verbunden und daher auch nur gemeinsam zu verstehen sind? Wenn wir den "Zwei-Kulturen-Wahn" ernst nehmen, dann tappen wir gerade dadurch in eine Falle, die ihn zu einem ernsten Problem werden lässt. Denn vor allem bei jenen, die von solchen Bedingungen einer Zwei-Kulturen-Halbbildung geprägt sind, werden dann hochtönende Hohlwerke wie jenes vom "Ende der Menschheit" des Francis Fukuyama Verwirrung stiften. Und was den alten Zwei-Kulturen-Snow betrifft, den "Schnee von gestern" (wie ihn der Linguist Harald Weinrich genannt hat), so sollte er endlich bibliothekarisch zur letzten Ruhe gelegt werden. Für das, was Bildung heute und morgen bedeuten muss, sollte er allenfalls in Zitatform die abschreckende Erinnerung daran wach halten, mit wie wenig Inhalt sich in einer Gesellschaft mit Bildung nach dem Zwei-Kulturen-Schema hohe Wellen schlagen lassen, wenn die Botschaft dabei nur auf genügend halbseitig Bildungsbehinderte trifft."
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Schlüter, C.: Kaum Ruckeln : Träge plätschert das Meer ans menschenleere Ufer: Die Online-Dependence des Goethe-Instituts im Second Life (2008)
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- Content
- "Eigentlich nicht viel los bei Goethe. Vor zwei Wochen eröffnete das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland seine Dependance im Second Life. Vielleicht etwas spät, denn in dem virtuellen Paralleluniversum gibt es zwar immer noch einiges zu entdecken, aber der letzte Schrei ist es nicht mehr. Der große Hype um das 2003 von der kalifornischen Firma Linden Lab in Betrieb genommene Online-Portal liegt bereits einige Jahre zurück und fiel in die Zeit, als sich unter dem Stichwort Web 2.0 noch die Hoffnung auf eine ganz neue Dimension des Geldverdienens versammelte. Damit hat das Goethe-Institut selbstverständlich nichts zu tun. Vielmehr erwarten den Besucher in einem luftig-lockeren Ambiente etliche Bildungsangebote, kostenlos, versteht sich. Dazu gehört ein spartanisch eingerichtetes Klassenzimmer für Deutschkurse - einmal in der Woche und auf dem "Niveau A2", wie uns eine Hinweistafel erläutert. Eine Galerie zeigt die beiden Ausstellungen "Tropen" und "Junge deutsche Modefotografie" - um seinen Avatar, also den virtuellen Stellvertreter im Second Life, durch die engen Bildergassen zu lotsen, braucht es allerdings etwas Geschick. Auf Videoleinwänden lassen sich die Beiträge aus dem Kurzfilmwettbewerb "Die Macht der Sprache" anschauen - jedenfalls der Idee nach, denn das Handling der Videos erweist sich als schwierig. Das alles und noch einiges mehr: Wer zum Beispiel schon immer einmal wissen wollte, was die Goethe-Institute so treiben, kann auf einer begehbaren Weltkarte die Veranstaltungskalender vieler Zweigstellen einsehen. Doch die meiste Zeit herrscht auf dem virtuellen Goethe-Areal tote Hose. Nur ein leiser Wind ist hier und da zu vernehmen, schließlich befinden wir uns auf einer recht kleinen Insel im großen Meer, dem so genannten Grid, des Second Life. Doch das blaue Wasser plätschert träge. Selbst in das lichte Café, in dem von Montags bis Freitags ein "moderierter Deutsch-Chat" stattfinden soll, verirrt sich kaum eine Seele. Für jemanden, der nur wegen Goethe seinen Weg in dieses Geisterreich fand, eine kleine Enttäuschung.
Oder auch eine größere. Immerhin musste vor dem Eintritt die entsprechende Software heruntergeladen und installiert werden; dann gab es noch die Anmeldung und schließlich die zwangspädagogischen Maßnahmen in einem Auffanglager für Neuankömmlinge. Technisch gesehen ist die Menschenleere bei Goethe ein Segen: Da das Second Life zwar über elf Millionen registrierte "Einwohner" verfügen und bis zu 60.000 Nutzer gleichzeitig in das System eingeloggt sein sollen, aber innerhalb einer Inselregion nur 100 Avatare Platz haben, um die Server von Linden Lab nicht zu überlasten, gibt in der Online-Repräsentanz der deutschen Kultur kaum verwaschene Oberflächentexturen und nur wenig Ruckeln bei den Bewegungen. Anderswo, vor allem auf den überfüllten Lust- und Vergnügungsarealen, herrscht allzu häufig der spaßbremsende Stillstand. Aber macht der Online-Goethe denn Spaß? Wohl kaum, wenn niemand da ist! Ob sich daraus die "Nutzungskonzepte für die Zukunft" entwickeln lassen, die "genau auf die Bedürfnisse der Second-Life-Nutzer zugeschnitten sind", wie Klaus Brehm, der Leiter des Internet-Bereichs des Goethe-Instituts, erläutert? Schwer zu glauben. Denn im Second Life geht es um die großen und kleinen Fluchten - den schnellen Gewinn oder die leichte Befriedigung. Das kann zwar auch mühselig sein, aber Goethes "interkultureller Dialog und Spracherwerb" sind da wohl noch ein anders Kaliber. Immerhin ist das ganze Projekt deutlich billiger als die Eröffnung einer Zweigstelle im echten Leben: eine Sparmaßnahme mit Zukunft."
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Lernen und Gedächtnis : Dossier (2017)
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- Abstract
- Bittet man Erwachsene, von Ereignissen in ihrem Leben zu erzählen, die sie geprägt haben, berichten sie für gewöhnlich von solchen zwischen ihrem 15. und 30. Lebensjahr. Psychologen nennen diesen Effekt Erinnerungshügel. Die Erklärung: Neues und Einmaliges merken wir uns besser als Alltägliches. Und Jugendliche und junge Erwachsene machen eben besonders viele neue Erfahrungen. Doch wie wird aus einem Erlebnis eine Erinnerung? Das verstehen Neurowissenschaftler inzwischen immer besser. An dieser Meisterleistung des Gehirns ist eine Vielzahl von Hirnarealen beteiligt. In den für dieses Heft ausgewählten Artikeln geben Experten Hilfestellungen und Einblicke zu den Themen Lernen, Erinnern und Vergessen.
- Content
- Inhalt: Geistesblitze - u. a. Abschiedsfotos erleichtern das Ausmisten - Betrunkene Zeugen - Träumende Mäuse - Amnesie per Genschalter - Unterdrückte Erinnerung (S.6) / Wie wir besser lernen - Bewährte Techniken, goldene Faustregeln: Wie Sie im Alltag erfolgreich neues Wissen erwerben (S.10) / Schnelles Wissen - Was bringt Hirnjogging? Nutzen wir nur einen Bruchteil unserer Hirnkapazität? Können wir im Schlaf lernen? Populäre Irrtümer über Lernen und Gedächtnis (S.17) / Ein Billie für alle Fälle - Virtuelle Agenten wie "Billie" sollen gemäß den Erkenntnissen der Lernforschung das Vokabelpauken erleichtern - mit Gesten (S.20) / Schmidt-Borcherding, F.: Gute Frage: Merken wir uns von Hand notierte Dinge besser als getippte? - Ist es für das Erinnern hilfreich, in der Vorlesung mitzuschreiben? Und wenn ja, lieber per Hand oder mit dem Laptop? (S.26) / Kopf schlägt Körper - Johannes Mallow leidet an unheilbarem Muskelschwund. Heute gilt er als einer der besten Gedächtnissportler der Welt (S.28) / Interview: Vokabellernen mit Rosenduft - Der Neurowissenschaftler Jan Born von der Universität Tübingen untersucht, wie Schlaf das Gedächtnis unterstützt (S.36) / Der Stoff, aus dem Erinnerungen sind - Manche Erlebnisse brennen sich geradezu in unser Gedächtnis ein. Was passiert dabei im Gehirn? (S.40) / Die neuronale Zeitmaschine - Dank neuer Methoden haben Hirnforscher die physiologischen Grundlagen unserer Erinnerungen entschlüsselt (S.48) / Infografik: Der lange Weg zur Erinnerung - Jeden Tag strömt eine gigantische Vielfalt von Reizen auf uns ein - doch nur ein Bruchteil davon hinterlässt langfristig Spuren im Gehirn (S.54) / Loftus, E.: Dem Gedächtnisschwindel auf der Spur - Erinnerungen sind oft trügerisch, die berühmte Psychologin prüft die Glaubwürdigkeit von Zeugen vor Gericht (S.56) /
- Footnote
- Vgl. auch: http://www.spektrum.de/inhaltsverzeichnis/lernen-und-gedaechtnis-gehirn-und-geist-dossier-4-2017/1433544.
- Source
- Gehirn und Geist: Psychologie, Hirnforschung, Medizin. 2017, H.4
-
Berg, L.; Metzner, J.; Thrun, S.: Studieren im Netz - Das Ende der Uni? : Kostenloser Online-Unterricht (2012)
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- Abstract
- Wird das Internet die Uni ablösen? Wird bald nur noch online gelehrt und gelernt? Professor Sebastian Thrun von der Universität Stanford und Chef bei Google X sagt, in 50 Jahren gibt es weltweit nur noch zehn Universitäten. Professor Joachim Metzner hält dagegen
- Content
- "Pro - (Prof. Sebastian Thrun) An der kalifornischen Elite-Universität Stanford studieren 15.000 junge Leute. Im vergangenen Herbst kamen auf einen Schlag 160.000 Studierende hinzu, allerdings nur online. Die private Hochschule hatte erstmals ein Einführungsseminar für das Fach Künstliche Intelligenz ins Internet gestellt, in schlichter Aufmachung, aber kostenlos und für alle Welt zugänglich. Mit einem derart gewaltigen Ansturm hatte niemand in Stanford gerechnet, die Nachricht von dem kostenlosen Informatikkurs verbreitete sich praktisch in Echtzeit um den Globus. Zwei Drittel der Anmeldungen kamen aus Asien und Europa, insgesamt zählten die Organisatoren Interessenten aus 190 Ländern. Es waren viele junge Leute dabei, aber auch Hausfrauen mit kleinen Kindern und achtzigjährige Rentner. Wer das Angebot aufmerksam gelesen hatten, wusste, was auf sie zukam: ein achtwöchiger Kurs mit Vorlesungen, Hausaufgaben, jede Woche ein benoteter Test und ein Abschlussexamen - gleiche Anforderungen also wie im Live-Kurs, der parallel dazu für rund zweihundert Studierende auf dem Campus stattfand. Nur dreißig Leute im Seminar Ein Stanford-Zertifikat wurde nicht in Aussicht gestellt, nur eine Art Teilnahmebestätigung für alle, die bis zum Ende durchhielten. Rund 23.000 Teilnehmer schafften die schwere Prüfung am Ende des Kurses. "Zum Schluss saßen in meinem Seminar in Stanford nur noch dreißig Leute", sagt der in Solingen geborene Kursleiter Sebastian Thrun. "Die anderen bevorzugten den Online-Unterricht, vor allem wegen der größeren zeitlichen und räumlichen Flexibilität." Das habe ihn besonders beeindruckt.
Die Idee, seinen Präsenzkurs speziell aufbereitet ins Internet zu stellen, kam ihm im vergangenen Jahr, als er die Arbeit von Salman Khan kennenlernte. Dieser wendet sich mit seiner Video-Bibliothek vor allem an Schüler (siehe nebenstehende Reportage). Nun, nach dem Erfolg des Stanford-Experiments, sieht Sebastian Thrun einen Epochenwechsel heraufziehen. Er sagt das Ende der Universität, wie wir sie kennen, voraus. "In fünfzig Jahren wird es weltweit nur noch zehn Institutionen geben, die akademische Bildung vermitteln." Der jugendlich wirkende Informatikprofessor sitzt auf einer Parkbank am sogenannten Oval, einer großen Rasenfläche am Haupteingang von Stanford. Er spricht schnell, fröstelt. Seit Wochen bekommt er nicht genug Schlaf, zu viele Projekte. Als das Gespräch auf seine Studienzeit in Deutschland kommt - die späten Achtzigerjahre - wird er nicht etwa nostalgisch. Denn er hat keine guten Erinnerungen: Professoren, die veralteten Stoff lieblos vermittelten, überfüllte Lehrveranstaltungen, zu wenig Diskussion. Fragen aus der Praxis "Die Professoren waren unnahbar, es ging ihnen oft nur darum, Studenten abzuwimmeln." Sebastian Thrun hat es dennoch geschafft: Zuerst als Stanford-Professor, jetzt als Chef bei Google X, einem Labor, in dem der Suchmaschinen-Konzern zum Beispiel fahrerlose Fahrzeuge entwickelt. Nebenher baut er das Projekt Udacity auf, eine digitale Universität, die kostenlose Online-Kurse anbietet. Zunächst in den Computerwissenschaften, später sollen Angebote in den Ingenieurwissenschaften, Physik und Chemie folgen. Thruns Vision sind dynamische, interaktive Videos, nicht nur zu abstrakten Themen, sondern zu Fragen aus der Praxis.
Wie entwickle ich eine Computer-App zum Beispiel. Oft würden solche Fragen von talentierten Menschen aus armen Ländern gestellt, die sich mit dem Wissen eine Existenz aufbauen wollten. Ihnen die richtigen Antworten zu geben sei besser als Entwicklungshilfe, findet Thrun. Udacity könne die Welt zum Besseren verändern, und deshalb müsse das Angebot kostenlos bleiben. Die meisten Universitäten schlafen noch Im Sommersemester gibt der Forschungsleiter von Google, Peter Norvig, ein Seminar zur Gestaltung von Software, andere namhafte Experten von Hochschulen aus dem angloamerikanischen Raum bieten Kurse über Programmiersprachen oder Kryptografie an. Mit dem Stanford-Image kann Thrun, der sich als Professor hat beurlauben lassen, nur noch indirekt punkten. Und Geld hat er von dort auch nicht mehr zu erwarten. Aber, wer weiß, vielleicht springt ja eines Tages sein neuer Arbeitgeber ein. Bis dahin tragen einige Weltfirmen zur Finanzierung bei: Sie zahlen für die Vermittlung besonders fähiger Absolventen. Unterdessen zieht die Konkurrenz nach. Weitere Stanford-Professoren bieten kostenlose Online-Kurse an und auch das renommierte Massachusetts Institute of Technology (MIT) an der Ostküste des Landes hat eine digitale Initiative namens MITx angekündigt. Die Teilnahme soll kostenlos sein, aber für das Abschlusszertifikat ist eine Gebühr zu entrichten. Diese Aktivitäten seien Ausnahmen, sagt Thrun: Die meisten Universitäten schlafen noch."
Contra - (Prof. Joachim Metzner) Erleben wir mit der Gründung von Udacity wirklich die kühne revolutionäre Zeitenwende im Bildungswesen, den beginnenden Untergang der herkömmlichen Institution Hochschule? Längst hat sich doch, auch in Deutschland, das e-learning seinen Platz erobert. Es gibt kaum noch eine Hochschule, die nicht über entsprechende Angebote verfügt. Die Reform der Lehre ist trotz überfüllter Hörsäle in vollem Gange, auch dank der Social Media. Das erwartet die heutige Generation der Studierenden, und diese Erwartung wird sich noch verstärken. Aber für Sebastian Thrun wird der virtuelle Raum ja den Hörsaal ablösen. Doch wird er das wirklich? Campus als Herzstück der Hochschule Die Präsidentin des Massachusetts Institute of Technology, Susan Hockfield, ist da anderer Meinung: Trotz aller Online-Möglichkeiten, sagt sie, bleibt der reale Campus das Herzstück der Hochschule. Sie weiß, dass die Studierenden zwar die Freiheiten schätzen, die das Internet bietet, aber mindestens ebenso sehr das reale Zusammensein - sei es im Seminarraum, sei es auf der Wiese oder in der Kneipe. Dass zahlreiche Online-Kurse kostenlos nutzbar sind, ist faszinierend und eröffnet riesige soziale Chancen. Doch werfen solche Kurse immense Gewinne ab, wenn der Anbieter dies will. Jeder Nutzer erzeugt ja, quasi als Testperson, Massen an wertvollen Daten, die Auskunft geben über Interessen und Nutzungsverhalten. Als kostenloser Anbieter kann man aus solchen Informationen Premiumangebote ableiten, die für viel Geld verkäuflich sind.
Abschluss nicht kostenlos zu haben Wohl nicht zufällig führen Online-Kurse meist auch nur zu Abschlusszertifikaten, die den Wunsch nach einem echten Hochschulabschluss wecken. Der ist natürlich nicht kostenlos zu haben, jedenfalls nicht in den USA, dem Wunderland des Studierens via Internet. Niemand sollte die Chancen, die das Internet Studierenden eröffnet, kleinreden und den begeisterten Architekten virtueller Hochschulen die guten Absichten absprechen. Aber hat nicht die Auseinandersetzung um Google Street View gezeigt, welche Datenmassen buchstäblich en passant erzeugt werden und anderweitig verwertbar sind? Sebastian Thrun ist einer der Entwickler dieses Programms, man sollte ihm nicht unkritisch begegnen. Seine Prognose, dass sich bald nur noch zehn Anbieter von Studiengängen den Bildungsmarkt weltweit aufteilen werden, lässt da aufhorchen. Vermutlich glaubt er, einer stehe schon fest."
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Pries, C.: Mein Gehirn gehört immer noch mir : Ein neues Buch zur Willensfreiheit (2008)
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- "Der Streit zwischen Hirnforschung und Philosophie, ob wir einen freien Willen haben oder ob sich dieser aufgrund jüngster neurobiologischer Befunde als Illusion erwiesen hat, ist in letzter Zeit etwas abgeflaut; beigelegt ist er noch nicht. Die Anzeichen mehren sich, dass der Disput die Ebene der Polemik verlassen haben und in eine sachliche Auseinandersetzung übergegangen sein könnte. Ein solches Anzeichen ist jedenfalls das neue Buch von Michael Pauen und Gerhard Roth. Hier haben sich ein naturwissenschaftlich informierter Philosoph und ein auch philosophisch ausgebildeter Neurobiologe zusammengesetzt, um eine "naturalistische Theorie der Willensfreiheit" zu skizzieren. Was die beiden anzubieten haben, klingt zunächst verblüffend: Freiheit und Determinismus, behaupten Pauen und Roth, sind gar nicht die Gegensätze, zu denen sie in der bisherigen Debatte stilisiert wurden, ja verblüffender noch: Sie bedingen sich gegenseitig. "Die Aufhebung von Determination" würde nicht zu einem "Gewinn an Freiheit", sondern zu einem "Mehr an Zufall" und einem Verlust der Kontrolle und damit der Freiheit führen. Das klingt paradox, erklärt sich aber dadurch, dass Pauen und Roth Freiheit als "Selbstbestimmung" verstehen. Die freie Handlung einer Person zeichnet sich dadurch aus, dass sie unabhängig von Zwang und Zufall erfolgt und sich "auf die Person zurückführen läßt". Es sind die Wünsche, Überzeugungen und Präferenzen dieser Person, die darüber entscheiden, ob sie dies tut oder etwas anderes. Ihre Überzeugungen können auch unbewusst sein, entscheidend ist nur, dass sich "die Person prinzipiell über die Konsequenzen ihres Handelns im klaren war und daß sie eine wirksame Entscheidung gegen die fraglichen Einstellungen hätte treffen können." Die Handlung ist also "durch die Person selbst determiniert".
Es ist Pauen und Roth zufolge daher gar nicht die Frage, "ob eine Handlung determiniert ist" - das ist sie immer -, "entscheidend ist vielmehr, wie sie determiniert ist"; denn frei ist sie nur, wenn sie sich auf die Wünsche und Präferenzen des Handelnden zurückführen lässt. Da alle psychischen Vorgänge, also auch Wünsche und Überzeugungen, neuronal realisiert sind, kommt es auch nicht darauf an, "ob eine Handlung auf physische Prozesse zurückzuführen ist", sondern darauf, "auf welche physischen Prozesse sie zurückgeführt werden kann". Nur wenn es sich dabei um diejenigen physischen Prozesse handelt, die den betreffenden Überzeugungen, Wünschen usw. zugrunde liegen, ist die Handlung selbstbestimmt und daher frei. Doch: Wie soll man das herausfinden? Hier kommen die Messungen der Hirnforschung ins Spiel, die den ganzen Streit um die Willensfreiheit ursprünglich ausgelöst haben; denn wenn sich unsere Entscheidungen, bevor wir uns ihrer bewusst werden, bereits als Hirnströme messen lassen, wären unsere Handlungen im Prinzip vorhersagbar, der bisher so genannte freie Wille, so die Befürchtung, erwiese sich als nachträgliche Realisierung kausaler Hirnprozesse. Folgt man Pauens und Roths Begriff von Freiheit, wäre dies kein Problem, weil ja auch mein Hirn und seine Ströme sich auf meine Person zurückführen lassen. Insofern unterläuft ihr Buch die bisherige Debatte.
Die Autoren geben zwar zu erkennen, dass es sich beim Gehirn, wie beim Wetter, um eine quasideterminstisches Modell handelt, dessen komplette naturwissenschaftliche Durchdringung noch in weiter Ferne, ja nahezu unrealistisch erscheint. Doch für ihren Freiheitsbegriff macht es keinen Unterschied, wie weit die Forschung gediehen ist: Selbst für den hypothetischen Fall, dass alle unsere Handlungen neurologisch vorhersehbar würden, wären sie frei im Sinne von Pauens und Roths Selbstdetermination. Wir sind also weiterhin gut beraten so zu tun, als ob wir über einen freien Willen verfügten. Damit sind wir freilich keinen Schritt weiter als Immanuel Kant, der als erster theoretisch folgenreich die menschliche Freiheit von der Welt der Naturgesetze absetzte und damit nicht unerheblich zum Missverständnis einer Zwei-Welten-Lehre - hier Natur, dort Geist - beigetragen hat. So sehr sich Pauen und Roth auch bemühen, dieses Missverständnis aus der Welt zu schaffen: Der Verdacht drängt sich auf, dass ihr Verständnis von Willensfreiheit das Problem lediglich auf die Ebene der Nachweisbarkeit der persönlichen Präferenzen im Gehirn verschiebt, selbst aber so zahnlos daherkommt, dass es einem möglicherweise drohenden Neurodogmatismus nichts entgegenzusetzen hätte. Doch dies einmal dahingestellt: Pauen und Roth haben ein gut lesbares, auch für den Laien verständliches Buch vorgelegt, an das Vertreter beider "Welten" anknüpfen können - und damit einen Band, wie man sich ihn für die noch junge edition unseld vorgestellt hatte."
- Footnote
- Rezensionsaufsatz zu: Michael Pauen / Gerhard Roth: Freiheit, Schuld und Verantwortung. Grundzüge einer naturalistischen Theorie der Willensfreiheit. Suhrkamp Verlag 2008.
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Kruse, P.; Thurnes, M.: "Das Internet beginnt eigentlich erst jetzt, mit dem Web 2.0 seine Gesellschaft verändernde Kraft zu entfalten" (2009)
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- Abstract
- Der Zukunftsforscher, Unternehmensberater und Psychologe Peter Kruse hat sich den Ruf als Vordenker und Interpret komplexer Zusammenhänge im Netz erworben und spricht im FR-Interview über Gefahren und Chancen der Entwicklung im virtuellen Raum und welche Konsequenzen die haben müssen
- Content
- " Das Internet feiert gerade seinen 40. Geburtstag und das World Wide Web ist vor kurzem 18 geworden. Wieso ist das Thema Internet derzeit wieder so aktuell in der öffentliche Diskussion? - Der erste Internet-Hype in den 90ern bezog sich auf die technischen Möglichkeiten und die Faszination, Zugang zu einer neuen Dimension des Informationsaustausches zu haben. Sie erinnern sich vielleicht noch an die AOL-Werbekampagne mit Boris Becker "Ich bin drin!". Damals ging es in erster Linie um das "Wie?" der Vernetzung. Aber bei der Betrachtung der Wirksamkeit von Netzwerken sind zwei Ebenen wichtig: Die eine Ebene ist die Ebene der Vernetzungsdichte und der Zahl der im Netz beteiligten Knoten. Je höher die Vernetzungsdichte, desto mehr Knoten miteinander verbunden sind, desto komplexer ist das Geschehen. Und jetzt? - Die zweite Ebene der Wirksamkeit dreht sich um die spontane Aktivität der beteiligten Knoten. Bezogen auf das Internet geht es heute weniger um das "Wie?" der Verbindung zwischen Menschen als vielmehr um das "Warum?" - um die Frage nach der Motivation, die die Internet-Nutzer dazu veranlasst, sich aktiv zu beteiligen. Weil immer mehr Menschen beginnen, im Internet nicht nur Informationen abzurufen, sondern sich selbst unaufgefordert und nachhaltig mit ihrer Kreativität einzubringen, erleben wir gerade wieder einen Internet-Boom. Erst mit der Entwicklung der sozialen Netzwerke des Web 2.0 beginnt das Internet seine eigentliche Gesellschaft verändernde Kraft zu entfalten. Verbindungsdichte trifft auf Spontanaktivität - das ist eine explosive Mischung. Das klingt ja so fast ein wenig bedrohlich. Was genau meinen Sie damit? - In Netzwerken mit hoher Verbindungsdichte und hoher Spontanaktivität der beteiligten Knoten steigt die Wahrscheinlichkeit von Aufschaukelungseffekten. Über Resonanzbildung und Rückkoppelung ist es jederzeit möglich, dass aus einer Mücke der sprichwörtliche Elefant wird oder "der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslöst" - wie es der Chaosforscher Edward N. Lorenz einmal auf den Punkt gebracht hat. Die Auswirkungen dieser Eigenart von Netzwerken kann man inzwischen fast täglich erleben und die Beispiele werden zunehmend bedeutsamer.
Woran machen Sie das fest? - Dass die 47 jährige Britin Susan Boyle über Nacht zu einer der bekanntesten Frauen der Welt geworden ist, hat sie selbst anscheinend mehr überrascht als die Zuschauer der Casting Show Britain's Got Talent. 30 Millionen Aufrufe der Video-Aufzeichnung ihres Auftritts bei Youtube in nur einer Woche - man hat sich inzwischen fast schon an derartige "Hypes" gewöhnt. Vielleicht erstaunt es aber doch noch, wenn man erfährt, dass die 13- jährige Amerikanerin Tavi Gevinson mit ihrem Online-Tagebuch "Stile Rooky", das sie erst 2008 startete, inzwischen monatlich über 1,5 Millionen Leser erreicht. Die junge Bloggerin mischt die etablierte Mode-Szene auf und hat es auf die Titelseiten diverser internationaler Modemagazine geschafft. Wirklich nachdenklich machen sollten einen aber spätestens die von Franziska Heine eingereichte Petition gegen die Indizierung und Sperrung von Internetseiten, die in wenigen Tagen 134.015 Unterstützer aktivierte und quasi ansatzlos die Hürde zur politischen Wirksamkeit übersprang. Früher musste man auf die Straße gehen, den langen Weg durch die Institutionen antreten oder viel Geld in aufwändige PR-Kampagnen stecken. Heute wartet ein reaktionsbereites Netzwerk immer und überall auf eine Idee, die den Nerv der Zeit trifft. Die Lunte brennt Tag und Nacht. Man muss nur wissen, ahnen oder ausprobieren, wo das trockene Pulver liegt. In den Medien und in der Politik sind die Entscheider zumeist älter als 40 oder 50 Jahre alt. Ist diese Generation denn überhaupt noch in der Lage, sich auf die Welt des Web 2.0, also auf Facebook, Youtube, Twitter und Co. einzustellen? - Sie werden es müssen. Entwicklungen wie diese lassen sich nicht zurückdrehen. Das ganze Ausmaß der Veränderung fängt ja gerade erst an, sichtbar zu werden. Wie grundlegend die Regeln medialer und politischer Machtentfaltung tatsächlich neu geschrieben werden, lässt sich erahnen, wenn man den Flächenbrand der Unzufriedenheit betrachtet, der sich seit einer Woche unter dem Twitter-Kennwort "unibrennt" vom Audimax der Universität Wien über Österreich ausbreitet und gerade auch Deutschland erreicht. Nahezu ohne Rückgriff auf die Strukturen etablierter Studentenvertretung organisierte sich blitzschnell ein machtvoller und zielgerichteter Protest gegen die Bildungspolitik: mit tausenden Kurzmeldungen auf Twitter, hunderten Videos auf Youtube, ungezählten Diskussionsbeiträge in Foren und am 28. Oktober mit 50 000 Menschen auf den Straßen der Wiener Innenstadt - und dabei haben die "alten" Medien am Anfang so gut wie keine Notiz davon genommen."
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Beuth, P.: ¬Die Jagd nach Nutzer-Profilen (2009)
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- Abstract
- Microsoft und Yahoo greifen Googles Vorherrschaft in der Online-Werbung an. Wer auf ihre Angebote eingeht, gibt die Kontrolle über seine Daten auf - und damit ein Grundrecht.
- Content
- "Zehn Jahre sind eine Ewigkeit in einem Geschäft, das es erst seit neun Jahren gibt. Und doch haben Yahoo und Microsoft eine Kooperation für diese Ewigkeit verabredet. Der Deal ist ein Zuchtprogramm. Gezüchtet werden soll der Internetnutzer der Zukunft, und das braucht Zeit. Dieser künftige Internetnutzer soll vor allem eins: Geld bringen. Geld von anderen Firmen in die Taschen vom Yahoo und Microsoft. Wie das geht, wissen beide Unternehmen seit dem Jahr 2000, als Google die Vermarktung von Online-Anzeigen revolutionierte. Die Idee, dem Nutzer nur solche Werbung anzuzeigen, die zu seinen Suchbegriffen passt, ist bis heute der Ausgangspunkt von Googles astronomischen Gewinnen und gilt auch für die Zukunft als größte Geldquelle im Netz. Voraussetzung ist, dass die Werbung möglichst präzise an jedne einzelnen Benutzer angepasst wird, damit die Preise für Anzeigen nicht abstürzen. Google sammelt dafür auch Daten über seine populären Dienste Youtube oder Blogger.com. Yahoo tut das gleiche, etwa mit seiner Fotocommunity Flickr. In diesem Zusammenhang ergibt die langfristige Partnerschaft von Yahoo und Microsoft einen Sinn. Der Softwareriese hat viel Geld in die Entwicklung seiner neuen Suchmaschine Bing investiert und wird dies auch in Zukunft tun. Yahoo spart sich diese Ausgaben und konzentriert sich auf sein neues Profil als Anbieter von Online-Inhalten und -Diensten.
Zusammen soll das ein Konglomerat ergeben, dass es technisch und inhaltlich mit Google aufnehmen kann. Aufnehmen heißt erstens, die Allgegenwärtigkeit von Google-Diensten im Netz angreifen zu können und möglichst viele Internetnutzer an sich zu binden. Aufnehmen heißt zweitens, diese Nutzer eben so gut ausspionieren zu können wie Google das tut. Bausteine für die komplette Durchleuchtung ihrer Nutzer existieren schon bei allen drei Unternehmen. Es sind kleine, unauffällige Links auf ihren Startseiten. Die Bausteine heißen iGoogle, My MSN und MyYahoo. Sie sind die Zukunft der Internetnutzung, so wie sie sich Google, Yahoo und Microsoft vorstellen. Hinter allen drei Links stehen personalisierbare Startseiten, mit denen sich der Nutzer mehr oder weniger seine gesamte Online-Präsenz in ein einziges Browserfenster holt, das er für seine Standardaktivitäten dann kaum noch verlassen muss. Suchmaschine, aktuelle Nachrichten, E-Mails, Messenger oder virtuelle Notizzettel - alles individuell kombinierbar, und alles auf einen Blick. Bezahlen muss der Nutzer dafür nicht, Mitmachen kostet nur eine E-Mail-Adresse und ein Passwort. Nach dem Log-in beginnt das Profiling. Google arbeitet sogar schon am übernächsten Schritt. Der Konzern hat jüngst ein eigenes Betriebssystem angekündigt, das weitgehend netzbasiert arbeiten soll. Dann werden im Browserfenster zusätzlich noch Textverarbeitungsprogramme und Media-Player laufen. Briefe und Tabellen speichert der Nutzer dann nicht mehr auf der Festplatte ab, sondern auf Googles Servern.
So entstehen noch viel mehr Daten, die einem Nutzer zugeordnet werden können. Wie genau diese weiterverarbeitet und an dritte verkauft werden, kann niemand nachvollziehen. Wer sich darauf einlässt, gibt die Hoheit über seine persönlichen Daten ab und damit ein Grundrecht. Aus informationeller Selbstbestimmung wird informationelle Fremdbestimmung. Es ist natürlich das gute Recht eines jeden, dieses Grundrecht in den Wind zu schlagen. Für viele, nicht nur junge Menschen, ist der Austausch von Informationen aller Art selbstverständlich geworden, um Kontakte zu erhalten und soziale und geschäftliche Netze zu knüpfen. Diejenigen, die andere per Internet nicht nur jederzeit über ihren Gemütszustand, sondern sogar über ihren genauen Aufenthaltsort unterrichten, empfinden personalisierte Werbung möglicherweise sogar als angenehm. Wer aber den Gedanken unheimlich findet, dass jede Firma der Welt einen Datensatz erwerben kann, der Auskunft über seine Wünsche, Neigungen, Fantasien, Krankheiten und Beziehungen gibt, der muss den Log-in verweigern, auch wenn alle Welt freudig mitmacht. Der Preis für den Selbst(-Daten)schutz kann durchaus die soziale Ausgrenzung im Netz sein. Der Internetnutzer der Zukunft wird - so lautet der Plan von Google, Yahoo und Microsoft - einer großen Versuchung ausgesetzt sein: Alles aus einer Hand. Oder anders gesagt: Alles in eine Hand."
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Semantic Web : Wege zur vernetzten Wissensgesellschaft (2006)
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- Abstract
- Semantic Web ist Vision, Konzept und Programm für die nächste Generation des Internets. Semantik ist dabei ein wesentliches Element in der Transformation von Information in Wissen, sei es um eine effizientere Maschine-Maschine-Kommunikation zu ermöglichen oder um Geschäftsprozess-Management, Wissensmanagement und innerbetriebliche Kooperation durch Modellierung zu verbessern. Der Band richtet sich gleichermaßen an ein praxisorientiertes und wissenschaftliches Publikum, das nicht nur aus der technischen Perspektive einen Zugang zum Thema sucht. Der praktische Nutzen wird in der Fülle von Anwendungsbeispielen offensichtlich, in denen semantische Technologien zum Einsatz kommen. Praxisorientierung ist auch das Leitthema der Semantic Web School, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Wissenstransfer zu semantischen Technologien anzukurbeln und den interdisziplinären Diskurs über deren Nutzen und Folgen zu intensivieren. Der vorliegende Band vereinigt 33 Beiträge von 57 Autoren aus 35 Institutionen zu einem virulenten und multidisziplinären Thema. Der Band richtet sich gleichermaßen an interessierte Laien und fachfremde Experten, die nicht nur aus der technischen Perspektive einen Zugang zum Thema suchen. Denn obwohl das Thema Semantic Web zu überwiegendem Maße ein technisches ist, sollen hier bewusst jene Aspekte angesprochen werden. die außerhalb einer ingenieurswissenschaftlichen Perspektive von Relevanz sind und vor allem die praktischen Aspekte semantischer Technologien adressieren. Dieser Anforderung wird durch die vielen Praxisbezüge und Anwendungsbeispiele innerhalb der einzelnen Beiträge Rechnung getragen. Hierbei ist es den Herausgebern jedoch wichtig darauf hinzuweisen, das Semantic Web und semantische Technologien nicht als verheißungsvolles Allheilmittel der durch Informationstechnologien heraufbeschworenen Probleme und Herausforderungen zu betrachten. Ganz im Gegenteil plädieren die Herausgeber für eine verstärkte Auseinandersetzung mit dem Thema unter Einbeziehung einer großen Vielfalt an Experten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen, die einen reflektierten und kritischen Beitrag zu den positiven und negativen Effekten semantischer Technologien beitragen sollen.
- Content
- Inhalt: Im ersten Teil wird neben der begrifflichen Klärung eine Reihe von Einstiegspunkten angeboten, ohne dass der Leser das Semantic Web in seiner Systematik und Funktionsweise kennen muss. Im Beitrag von Andreas Blumauer und Tassilo Pellegrini werden die zentralen Begriffe rund um semantische Technologien vorgestellt und zentrale Konzepte überblicksartig dargestellt. Die Arbeitsgruppe um Bernardi et al. leitet über in den Themenbereich der Arbeitsorganisation und diskutieret die Bedingungen für den Einsatz semantischer Technologien aus der Perspektive der Wissensarbeit. Dem Thema Normen und Standards wurden sogar zwei Beiträge gewidmet. Während Christian Galinski die grundsätzliche Notwendigkeit von Normen zu Zwecken der Interoperabilität aus einer Top-DownPerspektive beleuchtet, eröffnet Klaus Birkenbihl einen Einblick in die technischen Standards des Semantic Web aus der Bottom-Up-Perspektive des World Wide Web Consortiums (W3C). Mit einem Beitrag zum Innovationsgrad semantischer Technologien in der ökonomischen Koordination betreten Michael Weber und Karl Fröschl weitgehend theoretisches Neuland und legen ein Fundament für weiterführende Auseinandersetzungen. Abgerundet wird der erste Teil noch mit einem Beitrag von Bernd Wohlkinger und Tassilo Pellegrini über die technologiepolitischen Dimensionen der Semantic Web Forschung in der europäischen Union.
Im zweiten Teil steht der Anwender des Semantic Web im Mittelpunkt, womit auch die erste Ebene der systematischen Auseinandersetzung mit semantischen Technologien angesprochen wird. Nicola Henze zeigt auf, welchen Beitrag semantische Technologien für die Personalisierung von Informationssystemen leisten. Stefanie Lindstaedt und Armin Ulbrich diskutieren die Möglichkeiten der Zusammenführung von Arbeiten und Lernen zu Zwecken der Kompetenzentwicklung in Arbeitsprozessen. Leo Sauermann stellt daraufhin mit der Metapher des "Semantic Desktop" ein innovatives Konzept für den Arbeitsplatz der Zukunft vor und fragt - nicht ohne eine gewisse Ironie -, ob dieser Arbeitsplatz tatsächlich auf einen physischen Ort begrenzt ist. Mark Buzinkay zeigt aus einer historischen Perspektive, wie semantische Strukturen die Navigation sowohl im Web als auch auf einzelnen Webseiten verändert haben und noch werden. Michael Schuster und Dieter Rappold adressieren die Konvergenz von Social Software und Semantic Web entlang der persönlichen Aneignung von Informationstechnologien zu Zwecken der sozialen Vernetzung. Remo Burkhard plädiert dafür, Wissensvisualisierung als Brückenfunktion zwischen technischer Infrastruktur und Nutzer wahrzunehmen und demonstriert das Potential der Wissensvisualisierung zur zielgruppengerechten Kommunikation komplexer Zusammenhänge. Abschließend zeigt Gabriele Sauberer, welche Informationskompetenzen und Schlüsselqualifikationen in der modernen Informationsgesellschaft von Bedeutung sein werden, in der der Einsatz semantische Technologien zur täglichen Wissensarbeit gehören wird.
Der dritte Teil des Bandes thematisiert die organisationalen Dimensionen des Semantic Web und demonstriert unter dem Stichwort "Wissensmanagement" eine Reihe von Konzepten und Anwendungen im betrieblichen und kollaborativen Umgang mit Information. Der Beitrag von Andreas Blumauer und Thomas Fundneider bietet einen Überblick über den Einsatz semantischer Technologien am Beispiel eines integrierten Wissensmanagement-Systems. Michael John und Jörg Drescher zeichnen den historischen Entwicklungsprozess des IT-Einsatzes für das Management von Informations- und Wissensprozessen im betrieblichen Kontext. Vor dem Hintergrund der betrieblichen Veränderungen durch Globalisierung und angeheizten Wettbewerb zeigt Heiko Beier, welche Rollen, Prozesse und Instrumente in wissensbasierten Organisationen die effiziente Nutzung von Wissen unterstützen. Mit dem Konzept des kollaborativen Wissensmanagement präsentiert das Autorenteam Schmitz et al. einen innovativen WissensmanagementAnsatz auf Peer-to-Peer-Basis mit dem Ziel der kollaborativen Einbindung und Pflege von dezentralisierten Wissensbasen. York Sure und Christoph Tempich demonstrieren anhand der Modellierungsmethode DILIGENT, welchen Beitrag Ontologien bei der Wissensvernetzung in Organisationen leisten können. Hannes Werthner und Michael Borovicka adressieren die Bedeutung semantischer Technologien für eCommerce und demonstrieren am Beispiel HARMONISE deren Einsatz im Bereich des eTourismus. Erweitert wird diese Perspektive durch den Beitrag von Fill et al., in dem das Zusammenspiel zwischen Web-Services und Geschäftsprozessen aus der Perspektive der Wirtschaftsinformatik analysiert wird. Abschließend präsentiert das Autorenteam Angele et al. eine Reihe von realisierten Anwendungen auf Basis semantischer Technologien und identifiziert kritische Faktoren für deren Einsatz.
Im vierten Teil des Bandes stehen die technischen und infrastrukturellen Aspekte im Mittelpunkt des Interesses, die für den Aufbau und Betrieb semantischer Systeme von Relevanz sind. Wolfgang Kienreich und Markus Strohmaier identifizieren die Wissensmodellierung als Basis für den Einsatz semantischer Technologien für das Knowledge Engineering und stellen zwei grundlegende Modellierungsparadigmen vor. Andreas Koller argumentiert, dass die strukturierte Ablage von Content in Content Management Systemen den Lift-Off des Semantic Web stützen wird und zeigt eine Reihe von einfachen Maßnahmen auf, wie CMS Semantic Web tauglich gemacht werden können. Alois Reitbauer gibt einen leicht verständlichen Überblick über technische Fragestellungen der IT-Integration und demonstriert anhand von Beispielen die Vorteile semantischer Technologien gegenüber konventionellen Methoden. Gerald Reif veranschaulicht die Einsatzgebiete und Leistungsfähigkeit der semantischen Annotation und stellt Tools vor, die den Nutzer bei der Dokumentenverschlagwortung unterstützen. Robert Baumgartner stellt die Funktionsweise von Wrappertechnologien zur Extraktion von Daten aus unstrukturierten Dokumenten vor und demonstriert den Nutzen am Beispiel eines B2B-Szenarios. Michael Granitzer bietet einen Überblick über statistische Verfahren der Textanalyse und zeigt, welchen Beitrag diese zur Wartung von Ontologien leisten können.
Gerhard Budin geht auf die zentrale Rolle des Terminologiemanagements bei der Ordnung und Intersubjektivierung komplexer Wissensstrukturen ein und gibt Anleitung für die Entwicklung von terminologischen Metamodellen. Marc Ehrig und Rudi Studer thematisieren Prinzipien und Herausforderungen der semantischen Integration von Ontologien zu Zwecken der Herstellung von Interoperabilität von Web Services. Wolfgang May gibt eine Einführung in das Thema Reasoning im und für das Semantic Web und zeigt auf, welche Mechanismen und Konzepte in naher Zukunft für das Semantic Web relevant werden. Abschließend führt die Autorengruppe um Polleres et al. in das junge Thema der semantischen Beschreibung von Web Services ein und adressiert Fragestellungen der Service Komposition und Automatisierung von Geschäftsprozessen. In einem Nachwort widmet sich Rafael Capurro der Frage, wie es in Zeiten eines auftauchenden semantischen Web um die philosophische Hermeneutik bestellt ist. Und er kommt zu dem Schluss, dass das Semantic Web als ein weltpolitisches Projekt verstanden werden sollte, das zu wichtig ist, um es alleine den Technikern oder den Politikern zu überlassen.
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Zschunke, P.: "Mehr Informationen als die Stasi je hatte" : Soziale Netzwerke (2008)
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- "Millionen von Internet-Nutzern drängen in soziale Netze wie StudiVZ und Facebook. Diese Online-Plattformen für die Vernetzung von persönlichen Web-Auftritten entwickeln sich zu einer neuen Art von Massenmedium, wie der Digitale-Medien-Experte Hendrik Speck sagt. Völlig offen sei aber bislang die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung der "Social Networks". "Die haben mehr Informationen, als die Stasi je hatte", sagt der Informatik-Professor der Fachhochschule Kaiserslautern im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. Bei den drei Plattformen Facebook, MySpace und Xing hat Speck insgesamt 120 persönliche Attribute gezählt, die auf den persönlichen Seiten der Mitglieder angegeben werden können - angefangen bei Alter und Wohnort über Lieblingsfilme und -musik bis hin zu politischer Neigung und sexueller Ausrichtung. "Wir sehen da einen völlig irrationalen Zugang zu den eigenen Daten", kritisiert der Social-Networks-Forscher. Was aber treibt die Internet-Nutzer zu dieser Art von "digitalem Exhibitionismus"? Speck und seine Studenten haben die Kommunikation in den Netzen mit Hilfe von Software-Agenten und "Crawlern" zu erfassen versucht - das sind Programme, die auf die Seiten dieser Communities vordringen und die Inhalte auswerten. "Wir stellen fest, dass da unheimlich viel offen liegt", sagt Speck. Suche nach Anerkennung und Aufmerksamkeit Als wichtige Antriebskraft hat der Wissenschaftler das Motiv ausgemacht, über den stetig wachsenden Kreis von registrierten "Freunden" Anerkennung und Aufmerksamkeit zu erringen. Bei MySpace oder im SchülerVZ kann sich jeder auf eine Weise präsentieren, wie es in den klassischen Medien kaum möglich ist. Und weil die persönlichen Profile mit wenigen Mausklicks schnell erstellt sind, ist die Eintrittsschwelle sehr viel geringer als bei den Netz-Communities der ersten Stunde, etwa der schon 1985 gegründeten virtuellen Gemeinschaft "The WELL".
Bislang sind es meist Jugendliche und junge Erwachsene bis etwa 35, die die Mehrheit der Community-Mitglieder ausmachen. Es gebe aber Bestrebungen, die Altersgruppe nach oben zu erweitern, sagt Speck. Die soziale Interaktion in den Social Networks kreist nach seinen Erkenntnissen immer wieder um die gleichen Dinge: 1) Unterhaltung - von Musik bis zu Stars und Sternchen 2) die gesellschaftlich geteilte Schadenfreude nach dem Motto "Pleiten, Pech und Pannen" 3) Flirten und sexuelle Beziehungen. Dabei kommen Männer direkter auf den Punkt als Frauen, die dies hinter anderen Interessen verstecken. Auf der anderen Seite stehen die Betreiber der Netze. Diese erzielen mit der Bereitstellung der Plattform zwar bislang meist noch keine Gewinne, haben aber wegen der gigantischen Zuwachsraten das Interesse von Internet- und Medienunternehmen geweckt, die wie Microsoft oder die Verlagsgruppe Holtzbrinck in Social Networks investieren. Der einzelne Nutzer ist 20 bis 22 Dollar wert Da die Technik der Webseiten nicht besonders aufwendig sei, liege der eigentliche Reichtum in den Nutzern und ihren Daten, erklärt Speck. Bei den großen Plattformen in den USA lasse sich aus den getätigten Investitionen für die Social Networks der Wert eines einzelnen Nutzers auf einen Betrag von 20 bis 22 Dollar (14 bis 15 Euro) schätzen. Der Gegenwert, den die Nutzer liefern sollen, wird vor allem in der Werbung gesehen. Neben der klassischen Bannerwerbung auf den eigenen Seiten versuchen die Betreiber der sozialen Netzwerke nach Darstellung Specks, in andere Dienste wie SMS-Werbung oder E-Mail vorzudringen. Um die Werbe-Zielgruppen immer feiner zu erfassen, werde auch untersucht, wer mit welchem Profil mit wem kommuniziere. "Je tiefer die Vernetzung, desto dichter werden die Informationen", erklärt Speck.
Der Wissenschaftler kritisiert, dass die Daten so behandelt würden, als gehörten sie nicht dem Nutzer, sondern den sozialen Netzwerken. Selbst wenn es die Möglichkeit gebe, einen Account zu löschen, blieben die Daten vielfach weiter bestehen. Und über die beliebten Mini-Anwendungen zur Integration in die eigene Profilseite erhielten auch die Entwickler dieser Applikationen einen Zugang zu den persönlichen Daten. "Da weiß man dann gar nicht, wer dahinter steckt." Weder "open" noch "social" Google hat Anfang November vergangenen Jahres unter der Bezeichung OpenSocial eine Initiative gestartet, um solche Anwendungen und Schnittstellen nach einheitlichen Standards programmieren zu können. Das Projekt sei aber weder "open" noch "social", weil nicht vorgesehen sei, den Nutzern eine transparente Kontrolle über ihre eigenen Daten zu geben, bemängelt der FH-Professor. Das Projekt bemühe sich um die "Datenportabilität" zwischen den kommerziellen Projektpartnern und unterstütze die Interaktionen zwischen einzelnen Communities, versage jedoch komplett bei der Interessenswahrnehmung der Nutzer in Hinblick auf informationelle Selbstbestimmung und einem verbesserten Schutz der Privatssphäre. Um die zahlreichen offenen Fragen nach der Verantwortung für die Millionen von persönlichen Daten zu klären, schlägt Speck einen Verhaltenskodex für soziale Netzwerke vor. Für die gemeinsame Entwicklung von ethischen Grundsätzen will er neben Datenschützern auch die Betreiber der Communities gewinnen und hofft, schon in wenigen Monaten eine entsprechende Initiative vorstellen zu können. http://www.hendrikspeck.com"
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Beuth, P.: Prophet und Profiteur : Jimmy Wales' Idee entwickelte ein Eigenleben (2010)
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- Abstract
- Er ist Botschafter in Sachen Wissensverbreitung und reist für seine Mission permanent durch die Welt. Doch Wikipedia-Gründer Jimmy Wales ist im Herzen immer noch ein Kapitalist.
- Content
- "Größenwahn gehört in der Liga, in der Jimmy Wales spielt, zum guten Ton. Und so wagte der Wikipedia-Gründer wenige Tage vor dem zehnten Geburtstag seiner Schöpfung in Jon Stewarts Daily Show einen Blick in die ferne Zukunft: "In 500 Jahren werden die Leute fragen 'Facebook - was war das nochmal?' - Aber über Wikipedia werden sie sagen 'Oh ja, das war etwas ganz Besonderes." Wales wird derzeit nicht müde zu erzählen, dass Wikipedia die fünftpopulärste Website der Welt ist. Mit seiner 500-Jahr-Prognose reiht er sich ein in die Liste der extrem selbstsicheren Internet-Machern der Stunde: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat öffentlich "entschieden", dass seine Vorstellungen von Privatsphäre "die neuen sozialen Normen" seien. Und Google-CEO Eric Schmidt ist überzeugt, dass seine Suchmaschine ihren Nutzern in Zukunft "sagen wird, was sie als Nächstes tun sollen". Der größte Unterschied zu den beiden: Wales kann es sich leisten, alles etwas lockerer zu sehen als die Chefs von Google und Facebook. Denn die Wikimedia Stiftung, die für den Betrieb der Online-Enzyklopädie zuständig ist, ist kein gewinnorientiertes Unternehmen, sondern finanziert sich ausschließlich über Spenden. Und so spricht Wales freimütig über Fehler in Wikipedia-Artikeln und die generelle Kritik an der Seite, die auch nach zehn erfolgreichen Jahren nicht verstummt. Sein ständiges Lächeln deutet an, wie grenzenlos stolz er auf das Projekt und dessen freiwillige Mitarbeiter ist - und wie froh, dass es keine Investoren oder Aktionäre gibt, denen er Rechenschaft schuldig wäre.
Als ehemaliger Börsenhändler weiß er genau, wie viel Stress er sich damit erspart. Der studierte Finanzwissenschaftler hat mit Optionen und Termingeschäften in Chicago ein kleines Vermögen verdient und damit 1996 sein erstes Internetprojekt namens Bomis gegründet, Vorläufer einer Suchmaschine, und speziell für junge Männer auf der Suche nach Autos, Sport und Frauen konzipiert. Das Unternehmen warf tatsächlich Geld ab, so dass er zusammen mit Larry Sanger die Online-Enzyklopädie Nupedia gründen konnte. Deren Inhalte wurden von Fachautoren geschrieben und vor der Veröffentlichung noch einmal aufwendig überprüft - ebenfalls von ausgewiesenen Experten. Traurige Bilanz nach 18 Monaten: ein Dutzend Artikel war online. Um das Wachstum zu beschleunigen, gründeten Wales und Sanger 2001 Wikipedia - mit Hilfe der Wiki-Software sollten alle Nutzer eigene Beiträge verfassen können, die dann überprüft werden sollten. Doch das Nebenprodukt entwickelte ein Eigenleben. Larry Sanger stieg 2002 aus beiden Projekten aus - er hatte sich mit Wales zerstritten. Der wiederum gründete ein Jahr später die Stiftung Wikimedia Foundation und gab Nupedia vollständig auf. Der Siegeszug der Wikipedia begann. Wales wurde zum "Propheten der peer production", wie das Time Magazine einst schrieb, also der Gemeinschaftsproduktion von allen für alle. Heute ist er einerseits Botschafter in Sachen Wissensverbreitung, er reist permanent durch die Welt, um die Verbreitung von freiem Wissen anzumahnen und die Wikipedia-Versionen in Asien, Afrika und überall sonst auf der Welt zu fördern. Andererseits ist Wales Geschäftsführer von Wikia, einem Unternehmen, das werbefinanzierte Wikis zu Themen wie Star Wars, Sportvereine und Computerspiele zur Verfügung stellt. Der Kapitalist in ihm ist also keineswegs verschwunden - auch wenn er in diesem Fall nicht in der Zuckerberg-Liga spielt. Um die Antwort, wie reich er wirklich ist, drückt er sich. Dass er Milliardär ist, hat er aber schon mal dementiert.
Dabei wirkt es oft so, als würde Wales am liebsten etwas anderes tun: Lernen. Immerzu. Immer mehr. Der Wissensdurst des 44-Jährigen ist grenzenlos. Schon als Kind las er begeistert in der Encyclopedia Britannica. Im Interview mit der Frankfurter Rundschau bezeichnete er sich mal selbst als "Wissensstreber". Er interessiert sich für Spieltheorie, Politik, Segeln, er lernt zusammen mit seiner Tochter Programmiersprachen - und die deutsche Sprache, weil sie die zweitwichtigste in der Wikipedia ist. In den frühen 90er Jahren war er Moderator eines Philosophieforums, in dem es um den Objektivismus der russisch-amerikanischen Philosophin Ayn Rand ging. Wales ist ein großer Anhänger von Rands Theorien und bezeichnet sich selbst als einen "Objektivisten durch und durch". Was das bedeutet? "Das richtige moralische Ziel im Leben ist die Suche nach dem persönlichen Glück ... Das einzige gesellschaftliche System, das zu dazu passt, ist eines von vollem Respekt für die Rechte des Individuums, eingebettet in Laissez-faire-Kapitalismus." Steht jedenfalls in der englischsprachigen Wikipedia."
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Beuth, P.: Kurz und fündig : Microsoft setzt jetzt auf Kurzmeldungen (2009)
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- Content
- "Das große Gerangel um die Suchmaschine der Zukunft geht in die nächste Runde. Erst gab Microsoft am gestrigen Donnerstag bekannt, künftig auch die Nachrichten von Twitter- und Facebook-Nutzern in seine Suchergebnisse aufzunehmen. Und nur wenige Stunden später verkündete Google, einen ganz ähnlichen Deal mit Twitter abgeschlossen zu haben. Der mit Facebook könnte bald folgen. Die Konkurrenten integrieren damit in ihre Suchergebnisse, was sie bislang nicht hatten: die Echtzeit-Suche. Google-Vizepräsidentin Marissa Mayer nennt in einem Blog-Eintrag selbst ein Beispiel: "Wenn Sie das nächste Mal nach etwas suchen, bei dem Echtzeit-Beobachtungen hilfreich sind - sagen wir aktuelle Schneebedingungen in Ihrem Lieblings-Skigebiet - werden Sie bei Google auch Twitter-Einträge von Leuten finden, die bereits in dem Gebiet sind und von dort die neuesten Informationen verbreiten." Bei Twitter und Facebook, wo Millionen Nutzer zu jeder Zeit neue Nachrichten zu jedem beliebigen Thema verfassen, kommt bislang keine Suchmaschine mit. So schnell, wie in den Netzwerken etwas Neues veröffentlicht wird, ist keiner der Roboter, die für Google und Microsofts Suchmaschine Bing die Inhalte des Internets durchstöbern.
Profitieren können alle Beteiligten - Beide Unternehmen brauchen diese Daten aber, weil sich das Suchverhalten der Menschen ändert. Der Harvard-Professor Urs Gasser hat festgestellt, dass junge Internetnutzer die Relevanz einer Information "weniger an der Quelle" messen als daran, "was in ihrer Facebook-Gruppe gelesen und geschrieben wird." Anders ausgedrückt: Sie lassen nicht mehr Nachrichtenseiten oder Google-News entscheiden, was die wichtigsten Themen der Stunde sind, sondern ihre Freunde und Bekannten im Netz. Und die verbreiten ihre Favoriten eben über Facebook oder auch Twitter. In den Netzwerken kursieren vor allem auch Informationen, die bislang unter der Wahrnehmungsschwelle der Suchmaschinen liegen, weil sie nur für einige wenige Menschen und eine begrenzte Zeit interessant sind und deshalb keine entsprechende Internet-Präsenz haben. Zwar kann man auch auf twitter.com die aktuellen Einträge, sogenannte Tweets, nach Begriffen durchsuchen. Doch als eigenständige Suchmaschine ist Twitter der breiten Masse der Internetnutzer nahezu unbekannt. Zudem ist die Auflistung der Suchergebnisse streng chronologisch und zeigt damit viele nutzlose Informationen an. Die erste Betaversion von Bing sortiert die Tweets schon jetzt um einiges intelligenter (weiteres nach dem Seitenwechsel unten). Profitieren können von den Deals alle Beteiligten. Die Suchmaschinen können mehr und vor allem brandaktuelle Informationen anzeigen und werden damit für Werbekunden, die neben diese Suchergebnissen angezeigt werden wollen, interessanter. Denn auf twitter.com selbst gibt es bislang keine Werbung. Das Netzwerk selbst - wie auch Facebook - ist seit seiner Gründung ein Geschäft ohne Geschäftsmodell und auf wohlwollende Geldgeber angewiesen. Die Kooperation mit Google und Microsoft dürfte an sich schon mal eine größere Summe in die Kassen spielen, auch wenn sich bislang keines der Unternehmen dazu äußern will. Wahrscheinlich werden Twitter und Facebook aber auch an den Werbeeinnahmen beteiligt, die die Suchmaschinen mit den neuen Inhalten generieren. Außerdem werden die Netzwerke aufgewertet, weil sie ihre Reichweiten steigern und auch Nicht-Mitglieder erreichen.
Wie genau eine Suche nach Tweets über eine Suchmaschine aussehen wird, kann man bislang nur bei Microsoft in einer Betaversion unter bing.com/twitter sehen. Das Fachblog Search Engine Land erklärt den Ablauf: An oberster Stelle befindet sich ein Feld mit den derzeit meistdiskutierten Begriffen bei Twitter. Das ist ein erster Gradmesser für die Relevanz eines Themas. Wer dann einen Suchbegriff eingibt, etwa "Dan Brown", bekommt zwei Felder angezeigt. In einem stehen die jüngsten Twitter-Einträge, die sogenannten Tweets, zum Thema Dan Brown. Die jüngsten heißt im besten Fall: veröffentlicht vor einer Minute. Im zweiten Feld stehen die wichtigsten Links zum Thema Dan Brown, die aktuell über Twitter verbreitet werden. Entscheidend für die Qualität der Suchergebnisse ist der Filter von Microsoft. Die Suchmaschine durchwühlt nicht selbst alle Twitterprofile, sonder Twitter liefert in Echtzeit alle veröffentlichten Tweets an Bing über eine Art Standleitung. Dort werden zunächst möglichst alle Duplikate und nicht jugendfreien Inhalte aussortiert. Dann wird ein Ranking erstellt. Kriterien für die Filter sind die Popularität des Twitterers (abzulesen an der Zahl seiner Beobachter, der sogenannten Follower), die Zahl der Weiterleitungen (Retweets) und die Aktualität des Tweets. Das alles dauert noch einige Sekunden. In einer ausgereiften Version aber soll sie in der Lage sein, das millionenfache Gezwitscher nutzerfreundlich und ohne Verzögerung zu sortieren."
-
Heinrichs, H.-J.: Mythos zu Lebzeiten : Claude Lévi-Strauss, dem Begründer der Strukturalen Anthropologie, zum fünfundneunzigsten Geburtstag (2003)
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- "Claude Lévi-Strauss' Gesicht, das von jeher etwas Felsartiges an sich hatte, scheint immer mehr wie aus einer anderen, anorganischen Welt zu uns herüberzublicken. Sein Körper wirkt, als sei er schon fast Teil der amorphen Natur geworden, so als kämen seine Gesten und Worte gar nicht aus diesem einen Menschen, sondern aus einer überpersönlichen Sphäre, dem geistigen Reservoir des 20. Jahrhunderts und der Zeit sprachgewaltiger Theorien und großer Erzählungen. Es ist nicht nur sein Denken, es sind seine außergewöhnliche Empfindsamkeit und seine weit über die Wissenschaften hinausreichenden Interessen (zum Beispiel für die Kunst, die Literatur oder die Geschichte des Kochens), die ihn auf einzigartige Weise anziehend machen. Und ganz in diesem Sinn begründet denn auch die Zeitschrift Le Nouvel Observateur ihre Entscheidung, dem heute 95 Jahre alt werdenden und zuletzt mit dem Meister Eckhart-Preis ausgezeichneten Claude Levi-Strauss eine Sonderausgabe zu widmen. Sie ehrt damit den großen Erneuerer der Anthropologie im 20. Jahrhundert und den Schriftsteller, der mit seinem Buch Traurige Tropen eines der eindrucksvollsten Zeugnisse untergehender großer Kulturen geschaffen hat. Sein Werk lässt sich insgesamt als den Versuch ansehen, die Unterschiede zwischen der eigenen und der fremden Kultur, zwischen dem "wilden" und dem "zivilisierten" Denken zu verringern und Gemeinsamkeiten zu erforschen. Der Strukturalist tue im Grunde nichts anderes als das, was er, Claude Levi-Strauss, schon als kleiner Junge, der noch nicht lesen konnte, tat, als er auf zwei Schilder ("boulanger", Bäcker, und "boucher", Metzger) deutete und die gleichen Anfangssilben bemerkte: Er erkannte die invarianten Elemente in den Verschiedenheiten. Mit dem Namen Claude Lévi-Strauss ist aber nicht nur Begeisterung für einen großen Individualisten verknüpft, sondern auch das Misstrauen jener politischen Linken, die in der strukturalistischen Erforschung von Kulturen ein ungeschichtliches Vorgehen sahen. In der Folge von Jean-Paul Sartres Kritik wurde ein Gegensatz von Geschichte und Struktur konstruiert.
Sartres Schatten lastet noch immer über einer vorurteilsfreien Aufnahme des Strukturalismus. Dabei wird Levi-Strauss' Beitrag für eine neue Sicht des' Menschen und der außereuropäischen Kulturen zuweilen grundlegend verkannt. Sein Engagement gilt gerade der Widerlegung der ethnozentristischen Verzerrungen (die von der Vorherrschaft der eigenen, westlichen Kultur ausgehen); der Behauptung, die Kulturen Afrikas, Südamerikas und des Pazifiks seien "primitiv", es handle sich um "Völker ohne Geschichte". In seiner berühmt gewordenen, 1962 erstmals erschienenen Schrift La pensee sauvage (Das wilde Denken) hatte sich Lévi-Strauss ausführlich mit Sartre auseinandergesetzt und kommentierte dieses Spannungsverhältnis später so: Er halte die Vorwürfe der Geschichtsfeindlichkeit und der politischen Enthaltsamkeit, wie sie ihm aus dem "ideologischen Cafe du Commerce" zugekommen seien, für unbegründet und voreingenommen und dennoch ließe er auch die Position Sartres und "der" Marxisten, die ihm im übrigen gleichgültig seien, als mögliche Einstellung gelten. Nur möchte er für sich beanspruchen, sich mit Dingen zu befassen, die "keine praktischen Auswirkungen haben" - und das tue der Strukturalist. Die Laufbahn des 1908 als Kind französischer Eltern in Brüssel geborenen Claude Lévi-Strauss nimmt ihren Anfang mit der Berufung auf den Lehrstuhl für Soziologie an der Universität von Säo Paulo, den er von 1934 bis 1938 innehatte. Nach dieser Zeit der Lehrtätigkeit und den ersten ethnographischen Expeditionen kehrt er 1939 nach Frankreich zurück, wird 1940 in der Folge der antisemitischen Gesetze der Vichy-Regierung entlassen, unterrichtet dann von 1941 bis 1945 in New York, wo er den ebenfalls im Exil lebenden Linguisten Roman Jakobson kennenlernt. 1947 wird Lévi -Strauss, der in der Ethnologie "das letzte Gedankenexperiment der Zivilisation" sieht, stellvertretender Direktor des Musee de l'Homme 1950 Direktor an der Ecole Pratique des Hautes Etudes und von 1959 bis 1982 (dem Jahr seiner Abschiedsvorlesung) leitet er das "Laboratoire d'anthropologie sociale" am College de France.
Lévi-Strauss' Werk ist der Ausdruck eines von Ordnungen besessenen Mannes, dessen Vorbild die exaktesten Wissenschaften sind. Sein Grundsatz ist die erstmals 1958 von ihm explizit, aufgestellte Forderung: "Man muss eine Artuniverselles Gesetz ausarbeiten". Gemäß dieser Maxime galt es, die unterschiedlichsten Gesellschaften und deren soziale beziehungsweise kulturelle Produkte durch entsprechende Transformationen auf erfassbare Strukturen zurückzuführen. Das "universelle Gesetz" soll die den spezifischen Strukturen gemeinsamen Eigenschaften ausdrücken und somit für jedes System Geltung haben. Der dabei zentrale Begriff' der Struktur wurde von Lévi-Strauss zuerst in den Verwandtsschaftssystemen entdeckt. Davon handelt seine 1949 in einer zweiten Ausgabe erst 1967 erschienene Studie Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft-ein im besten Sinne des Wortes akademisches Lehrbuch. Ist es hier sein Ziel, Verwandtschaftsverhältnisse theoretisch zu ordnen, so versucht Lévi-Strauss in seinerMythologica",in diese wahllose Anhäufung von Mythen eine Ordnung zu bringen." Auch wenn sich dies eher wie die Arbeit in einem physikalischen und chemischen Laboratorium anhören mag-und viele der strukturalistischen Transformationen haben etwas davon -, so ist der Ausgangspunkt doch immer die ethnographische Erfahrung und der erlebende, subjektive Umgang mit den Mythen und den Kulturen, die durch den mythischen Stoff gelebt haben. Unglücklicherweise müssten wir heute, bemerkt er einmal, feststellen, dass selbst bei den als sehr primitiv zu bezeichnenden Gesellschaften eine ursprüngliche Welt nicht mehr existiert. Um sie anzutreffen, müsste man sich nicht nach Amazonien, sondern auf den Mond begeben. Claude Lévi-Strauss war, anders als viele seiner Kritiker, stets bescheiden in seinem eigenen Anspruch, auch wenn seiner Theorie etwas geradezu überdimensional Universales eigen ist, baut doch der Strukturalismus viel stärker, als dies einer Erfahrungswissenschaft eigen ist, auf der Setzung von Allgemeinheiten auf. Aber auch in bezug auf die Gültigkeit seiner Theorie insgesamt hat er sich zurückhaltend geäußert und niemals behauptet, alle Phänomene, die der Ethnologe beobachte, untersuche und klassifiziere, seien struktural. All die klischeehaften Charakterisierungen, die man für L6viStrauss gefunden hat-Geschichtsfeind, Pessimist, Misanthrop, Technokrat, Mathematiker des Menschen-lösen sich heute mehr und mehr als von eigenen Begrenzungen bestimmte Kategorien auf.
Und waren denn, so kann man heute fragen, die Phantasien der sich als Geschichtsverwalter aufspielenden Theoretiker realitätsnäher, deren Ziel es war, die "hoffnungsberechtigte Menschheit" von strukturalen "Todesengeln" zu befreien? Es sind jetzt die Jahre, in denen die letzten großen Einzelgänger des 20. Jahrhunderts - wie etwa Roland Barthes, Sartre, Michel Foucault oder Lévi-Strauss - mit ihren Gesamtwerken und zum Teilaufwendigen Biographien vergegenwärtigt werden. Es bleibt zu hoffen, dass dies vitalisierende und nicht museale Auswirkungen zur Folge hat; dass Claude Lévi-Strauss' eher literarische Schriften (wie Traurige Tropen und Brasilianisches Album) nicht ausgespielt werden gegen jene seiner Studien, die den ethnologischen Strukturalismus begründeten. Gerade in derpoetisch-diskursiven Doppelnatur gründet dieses Werk von überragender Individualität und kompositorischer Kraft. Claude Lévi-Strauss' Gesicht, das von jeher etwas Felsartiges an sich hatte, scheint immer mehr wie aus einer anderen, anorganischen Welt zu uns herüberzublicken. Sein Körper wirkt, als sei er schon fast Teil der amorphen Natur geworden, so' als kämen seine Gesten und Worte gar nicht aus diesem einen Menschen, sondern aus einer überpersönlichen Sphäre, dem geistigen Reservoir des 20. Jahrhunderts und der Zeit sprachgewaltiger Theorien und großer Erzählungen. Es ist nicht nur sein Denken, es sind seine außergewöhnliche Empfindsamkeit und seine weit über die Wissenschaften hinausreichenden Interessen (zum Beispiel für die Kunst, die Literatur oder die Geschichte des Kochens), die ihn auf einzigartige Weise anziehend machen. Und ganz in diesem Sinn begründet denn auch die Zeitschrift Le Nouvel Observateur ihre Entscheidung, dem heute 95 Jahre alt werdenden und zuletzt mit dem Meister Eckhart-Preis ausgezeichneten Claude Levi-Strauss eine Sonderausgabe zu widmen. Sie ehrt damit den großen Erneuerer der Anthropologie im 20. Jahrhundert und den Schriftsteller, der mit seinem Buch Traurige Tropen eines der eindrucksvollsten Zeugnisse untergehender großer Kulturen geschaffen hat. Sein Werk lässt sich insgesamt als den Versuch ansehen, die Unterschiede zwischen der eigenen und der fremden Kultur, zwischen dem "wilden" und dem "zivilisierten" Denken zu verringern und Gemeinsamkeiten zu erforschen. Der Strukturalist tue im Grunde nichts anderes als das, was er, Claude Levi-Strauss, schon als kleiner Junge, der noch nicht lesen konnte, tat, als er auf zwei Schilder ("boulanger", Bäcker, und "boucher", Metzger) deutete und die gleichen Anfangssilben bemerkte: Er erkannte die invarianten Elemente in den Verschiedenheiten. Mit dem Namen Claude Levi-Strauss ist aber nicht nur Begeisterung für einen großen Individualisten verknüpft, sondern auch das Misstrauen jener politischen Linken, die in der strukturalistischen Erforschung von Kulturen ein ungeschichtliches Vorgehen sahen. In der Folge von Jean-Paul Sartres Kritik wurde ein Gegensatz von Geschichte und Struktur konstruiert."
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Berberich, C.: Wie das Netz zwitschert : Zuerst wollten sich nur Freunde über Twitter austauschen - heute nutzen es Politiker und Firmen (2009)
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- "Was ist Twitter? - Twitter ist ein sogenannter Mikroblogging-Dienst. Bloggen bedeutet, im Internet selbst geschriebene Texte zu veröffentlichen. Beim Mikroblogging sind diese Texte sehr kurz - bei Twitter maximal 140 Zeichen. Ein solcher Eintrag heißt "Tweet", wer den Dienst nutzt, der "twittert" - er zwitschert. Twitter wurde 2006 von dem Software-Entwickler Jack Dorsey gegründet und hat seinen Sitz in San Francisco. Heute gilt twitter.com als eine der 50 populärsten Internetseiten weltweit und hat nach eigenen Angaben etwa 24 Millionen Nutzer. Wie funktioniert Twitter? - Jeder Nutzer richtet sich ein Profil ein und schreibt darin seine 140-Zeilen lange Texte. Zentrales Prinzip von Twitter: Jeder kann die Texte anderer Nutzer abonnieren, die er gleich nach Veröffentlichung in seinem Twitter-Postfach findet. So kann man sich über eine bestimmte Person ständig auf dem Laufenden halten. In der Twitter-Sprache ist man dann ein "Follower" - man folgt einem anderen Nutzer, man beobachtet seine Meldungen. Weil sich die Nutzer kreuz und quer verfolgen und es viele Follower-Ketten gibt, ist Twitter ein riesiges Netzwerk, über das sich Informationen blitzschnell verbreiten. Was ist die Idee dahinter? - Der Twitter-Gründer Dorsey wollte einfach immer wissen, was seine Freunde gerade so machen. Mit Twitter schuf er die Möglichkeit dazu und gab ihr einen technischen Rahmen. Jetzt können sich alle, die das möchten, gegenseitig auf dem Laufenden halten. Das produziert natürlich auch viele Null-Informationen ("Ich koche gerade Kaffee"), oft aber auch ernsthafte Diskussionen. Wer interessanten Menschen folgt, kann wertvolle Anregungen bekommen. Wer twittert? - Interessanterweise sind die meisten Twitterer keine Jugendlichen. Einer Umfrage unter deutschen Twitter-Nutzern zufolge ist der typische Zwitscherer 32 Jahre alt, männlich, hat Abitur und arbeitet in der Medien- oder Marketingbranche. Nach einer nicht repräsentativen Studie des Jugendreiseveranstalters RUF kennen 90 Prozent aller 11- bis 21-Jährigen in Deutschland Twitter überhaupt nicht.
Twitter im Wandel - Anfangs war Twitter noch etwas für Internet-Junkies. Seit aber Barack Obama den Dienst im US-Präsidentschaftswahlkampf 2008 intensiv nutze, ist Twitter auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Heute twittern sogar deutsche Politiker, Hubertus Heil (SPD) und Volker Beck (Grüne). Sie hoffen, damit vor allem junge Wähler für die Politik zu interessieren. Firmen nutzen Twitter zunehmend, um über Produkte zu informieren und sich mit Kunden auszutauschen. Die australischen Behörden versendeten Twitter-Warnungen über die Buschbrände in diesem Februar. Und während der Unruhen im Iran bekam Twitter eine wichtige politische Bedeutung als ungefilterter Nachrichtenkanal. Wer profitiert von Twitter? - Die Firma selbst bislang nicht - jedenfalls nicht finanziell. Twitter ist nach wie vor ein gewaltiges Zuschuss-Geschäft, in das risikifreudige US-Investoren ihr Geld stecken. Die Firma selbst zeigt eher wenig Interesse am Geldverdienen. Auf der Twitter-Internetseite heißt es: "Wir haben viele interessante Möglichkeiten, Geld einzunehmen. Aber wir wollen uns nicht von wichtigeren Arbeiten ablenken lassen." Und weiter: "Wir geben mehr Geld aus, als wir verdienen. Durch die Koopereation mit Google und Microsoft könnte sich das ändern: Die beiden IT-Riesen zahlen für den Deal. Twitter hat auch schon öfter angekündigt, Werbung auf seinen Seiten zu schalten. Wie steht es um den Datenschutz? - Im Gegensatz zu Konkurrenten wie StudiVZ ist Twitter bislang nicht durch einen Datenskandal aufgefallen. Allerdings sammelt die Firma Namen und E-Mail-Adressen ihrer Nutzer und behält sich das Recht vor, diese Daten zu vermarkten. Twitter-Anwender könnten also einmal viel Werbung in ihrem E-Mail-Postfach finden. Sollte Twitter aufgekauft werden, gehören auch die Nutzer-Daten zur Verkaufsmasse. Twitter in kritischer Diskussion - Wie fast jede neue Technik steht auch Twitter immer wieder in der Kritik. Nach einer Studie der englischen Psychologin Tracy Alloway macht zu viel Twittern dumm: Die kurzen 140-Zeichen-Meldungen unterforderten das Gedächtnis. Andere Forscher sehen einen positiven Effekt, da das ständige Schreiben und Kommunizieren die Kreativität fördere."
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Moll, S.: Supercomputer Watson schlägt Mensch : Der Mensch ist ein weiteres Mal der Maschine unterlegen. Bei dem TV-Spielshowklassiker "Jeopardy" hat in den USA der Supercomputer "Watson" zwei menschliche Champions geschlagen (2010)
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- Content
- "Watson zeigte keine Regung, er saß einfach nur stumm auf seinem Hocker. Dabei hatte er gerade den größten Triumph seines kurzen Lebens erzielt. 77973 Dollar hatte er in drei Abenden bei der beliebten Quizshow Jeopardy gewonnen, mehr als dreimal soviel wie seine beiden Herausforderer Ken Jennings und Brad Rutter, ihrerseits gestandene Jeopardy-Champions. Doch nicht einmal als Jennings Watson gratulierte, reagierte er. Watson blieb stumm. Das war unhöflich und unsportlich und man wurde jäh daran erinnert, dass Watson eben doch nur eine Maschine ist. Während des Spiels hätte man das beinahe vergessen, so fix, wie der Computer selbst die verzwicktesten Fragestellungen begriff und beantwortete. So beeindruckend war das, dass manch ein Zuschauer bereits ein Fan von Watson geworden war. Seine sanfte männliche Stimme hatte einem Watson über die drei Abende näher gebracht, auch wenn ihm das menschliche Gesicht fehlte. Zwischen dem adretten Ken Jennings und dem gut aussehenden Brad Rutter saß nämlich nur ein rechteckiger Bildschirm, eine Art überdimensionaler iPod. Statt eine Gesichts hatte Watson eine bewegte Grafik, eine Art Atom-Modell, um das bunte Partikel schwirrten, je heftiger Watson rechnete, umso schneller. So sollte man sich wohl Watsons Gehirn vorstellen. In Wirklichkeit sieht Watsons Gehirn wesentlich weniger elegant und kompakt aus. Watson, das sind zehn Serverschränke aus Leichtmetall, mit fast 3000 Prozessoren - sorgsam hinter der Bühne versteckt. Im Studio selbst zu sehen war nur ein Avatar, das "Gesicht" für die Fernsehzuschauer. So behäbig ist der Watson hinter den Kulissen, dass die Fernsehstation NBC das Jeopardy-Studio von Manhattan hinaus in die Vorstadt Yorkville verlegt hatte, wo IBM sein Hauptquartier und seine Forschungsabteilung hat.
Klobig und unbeholfen Hier ist Watson in den vergangenen drei Jahren gebaut worden, von einem Team aus 25 Informatikern und Ingenieuren, angeführt von David Ferrucci. Der Italo-Amerikaner ist hier Leiter der Abteilung für semantische Analyse und Integration, im Firmenjargon auch Deep QA genannt. Schon seit seiner Doktorarbeit, die IBM bereits finanzierte, beschäftigt sich Ferucci mit künstlicher Intelligenz. Er war bereits am Bau des Schachcomputers Deep Blue beteiligt, der seinerzeit den Großmeister Garri Kasparow besiegte. Doch das reichte Ferrucci nicht. Er wollte mehr, er wollte einen Computer bauen, der Probleme so formuliert, wie Menschen sie formulieren und sie löst, wie Menschen sie lösen. Die Quizshow Jeopardy war dafür das perfekte Experiment. Die Aufgaben stammen aus den unterschiedlichsten Lebens- und Wissensgebieten, sind unvorhersehbar. Sie nur zu verstehen, setzt ein komplexes Sprachvermögen voraus. Die ersten Prototypen waren noch klobig und unbeholfen. Die Antworten, die der junge Watson auf manche Fragen gab, waren so seltsam, dass das Team bisweilen schallend lachte. Als Watson Ende 2009 in die ersten Testmatches gegen Jeopardy-Kandidaten ging, war er jedoch schon ziemlich fit. Bis auf ein paar Ausrutscher konnte er bestens mithalten. Und auch seine Stimme klang nicht mehr so blechern wie noch zu Beginn.
Ulkige Fehler Der fernsehreife Watson, den die amerikanischen Zuschauer in dieser Woche erlebten, war nahezu perfekt. Nach dem ersten der drei Jeopardy Abende durften seine Widersacher noch Hoffnung haben, ihn schlagen zu können. Schon am zweiten Abend zog er jedoch uneinholbar davon. Am sympathischsten war Watson allerdings, wenn ihm seine wenigen, ulkigen Fehler unterliefen. So gab er am ersten Abend einmal eine falsche Antwort, obwohl Ken die gleiche falsche Antwort schon kurz vor ihm gegeben hatte. Beinahe so, als hätte er einen Moment gedöst - aber Watson hat weder Augen noch Ohren, er bekam die Fragen als Textdateien gefüttert und konnte Kens Antwort nicht kennen. Am letzten Abend fand er auf eine Frage in der Kategorie "US-Städte" war die Lösung "Toronto". Die Stadt liegt in Kanada, die Zuschauer lachten. Watson nicht. Das Lachen muss ihm Ferrucci noch beibringen."
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Kramer, A.: Falsche Fuffziger : Textplagiaten per Software auf der Spur (2004)
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- Abstract
- Das Internet birgt zwar beinahe unerschöpfliches Wissen, trug aber gerade deshalb auch zu ganz neuen Problemen bei: Schüler klauen Hausaufgaben und Studenten mogeln sich mit kopierten Arbeiten bis zum Diplom. Buchautoren veröffentlichen Werke, die ihnen nicht gehören, und Forscher kassieren Gelder, die ihnen nicht zustehen. Eine noch junge Gattung Software soll Institutionen und Unternehmen abnehmen, was diese längst nicht mehr leisten können - Plagiate enttarnen.
- Content
- Wie Plagiatsuche funktioniert Algorithmen zum Aufspüren von Plagiaten gibt es seit den 70er Jahren, damals wurden sie entwickelt, um Programmcode nach geklauten Passagen zu durchsuchen. Sie waren anfangs relativ einfach gestrickt, weil sich auch die Täter nicht viel mehr Mühe machten, als lediglich white- in for-Schleifen zu ändern, Variablen auszutauschen oder Kommentare zu löschen beziehungsweise hinzuzufügen. Ansätze zum Auffinden von Plagiaten in natürlichsprachlichen Texten sind weitaus aufwendiger. Sie werten unter anderem die Schnittmenge gemeinsamer Satzbausteine (n-Gramme), die längste gemeinsame Textsequenz, ungefähr übereinstimmende Passagen oder den Anteil gemeinsamer Inhaltswörter aus. Scriptum, PI@giarism und vermutlich noch weitere Programme fahnden mit Hilfe von n-Gramm-Statistiken nach gemeinsamen Wortketten. Das Verfahren wertet Wortfolgen der Länge n aus, Satzzeichen und typografische Informationen wie Überschriften oder Fettdruck verwirft es. Die meisten Ansätze verwenden Dreiwortfolgen, so genannte Trigramme. Das auf eine Wortkette reduzierte Dokument wird in überlappende Folgen aus jeweils drei Wörtern eingeteilt {'Vor diesem Hintergrund', 'diesem Hintergrund verzichteten', 'Hintergrund verzichteten die', 'verzichteten die Grünen', ...}. Zur Berechnung der Ähnlichkeit werden die Trigramm-Sets S von Dokument A und Dokument B miteinander verglichen. Die Schnittmenge von S(A) und S(B), geteilt durch deren Vereinigungsmenge, zeigt an, inwieweit die Texte übereinstimmen. Neben diesem so genannten Jaccard-Koeffizienten existieren weitere Berechnungsmethoden und Abweichungen von diesem Modell.
Je länger die übereinstimmenden Sequenzen sind (also je größer n ist), desto eher handelt es sich um ein Plagiat. Eine komplizierte Wortfolge wie "aber das Ergebnis liegt immerhin über dem Bundestrend" kommt natürlich seltener an zwei Orten vor als die simplere Folge "deutlich größer als". Dennoch haben sich Trigramme durchgesetzt. Einerseits steigt bei n-Grammen mit acht oder mehr Wörtern die Wahrscheinlichkeit, überhaupt keine Übereinstimmung zwischen zwei Texten zu finden; es reicht schon, bei einer plagiierten Phrase von 15 Wörtern dasjenige in der Mitte auszutauschen. Andererseits benötigen Trigrammstatistiken weniger Speicherplatz und Rechenleistung. Da sich langkettige Phrasen seltener wiederholen, ist die Zahl verschiedener n-Gramme bei n = 8 notwendigerweise größer als bei n = 3. n-Gramme mit variabler Wortanzahl sind flexibler. Dabei erhalten längere Segmente ein höheres Gewicht als kurze, denn sonst würde eine übereinstimmende Folge aus fünf Wörtern genau so bewertet wie fünf einzelne Wörter. Wie viel Text mindestens übereinstimmen muss, damit das Dokument als verdächtig gilt, hängt von empirischen Werten ab, die jeder Anbieter hütet wie seinen Augapfel. Die kommerziellen Dienste verlinken längere Textpassagen auf mögliche Quellen, was durch überlappende Trigramme erreicht werden kann. Ein anderer Algorithmus, der übereinstimmende Textpassagen findet, heißt Greedy-String-Tiling (GST). Er prüft Dokumente paarweise, weshalb er sich für den Vergleich kleinerer Textsammlungen eignet. Ein Einsatz in großflächig suchenden Diensten ist aufgrund des Aufwands unwahrscheinlich. Der Algorithmus sucht die längste gemeinsame und nicht überlappende Zeichenkette zweier Dokumente (longest common substring) bei einem Minimum von drei aufeinander folgenden Wörtern. Davon können verschiedene quantitative Maße abgeleitet werden wie die minimale, maximale und durchschnittliche Länge der Textblöcke (tiles). Ein auf der Länge der Blöcke beruhendes Ähnlichkeitsmaß informiert, wie viel entlehnt wurde. Tauscht der Autor an einer Stelle ein Wort durch ein Synonym aus, ist die übereinstimmende Textpassage unterbrochen. Auch dafür gibt es einen mit GST verwandten Ansatz, den vermutlich Turnitin verwendet, um eine eingegrenzte Treffermenge näher zu untersuchen. Das Verfahren aus der Rechtschreibkorrektur (approximate string matching) erlaubt beim Vergleich der Texte einfache Editierungsoperationen wie das Löschen, Einfügen und Austauschen einzelner Wörter. Der Algorithmus entnimmt dem Text Bausteine aus sechs Wörtern und entfernt jeweils eins der Wörter. Mit den sechs Folgen aus jeweils fünf Wörtern wird der Text durchsucht. Eine Übereinstimmung zeigt an, dass ein Wort gelöscht wurde, kann aber auch, vom anderen Dokument ausgehend, ein eingefügtes Wort aufzeigen. Findet der Algorithmus keine Übereinstimmung, rutscht er ein Wort weiter im Text und führt die Suche erneut aus.
-
Lanier, J.; Beuth, P.; Wolff, T.: "Wir spielen mit dem Feuer" (2001)
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- Abstract
- Jaron Lanier, genialer Computerwissenschaftler, Musiker und Philosoph, entwickelte mit anderen Internet-Pionieren die virtuelle Realität - was daraus wurde, entsetzt ihn. Ein FR-Gespräch über die unheimliche Macht sozialer Netzwerke.
- Content
- "Mr. Lanier, waren Sie heute schon im Netz? Ja, ich liebe das Internet doch. Heute früh habe ich Websites besucht, die mir bei der Frage weiterhelfen, wie man alte Harfen restauriert - wie Sie vielleicht wissen, bin ich ja unter anderem Musiker und sammle alte Instrumente. Waren Sie auch auf Social Network-Seiten wie Facebook oder Twitter? Nein, und falls Sie mich dort gesehen haben sollten: Das sind alles Fake-Seiten von Leuten, die unter meinem Namen etwas ins Netz stellen. Es sind meist freundliche Fakes - aber die Seiten stammen definitiv nicht von mir. Ich benutze so etwas nicht. Warum nicht? Millionen User finden Facebook ganz praktisch, um mit Freunden und entfernten Verwandten in Verbindung zu bleiben. Natürlich ist es eine bequeme Sache - und ich habe gar nichts gegen seine Funktion als verbindendes Medium - aber schauen Sie sich an, wozu es wirklich dient: Daten von seinen Nutzern zu sammeln, um sie an Dritte weiterzugeben. Du als Nutzer bist also gar nicht der Kunde von Facebook - du bist das Produkt, das sie verkaufen. Du wirst als Paket an jemanden verkauft, den du nicht mal kennst. Aber das Ganze kostet die Nutzer doch nichts. Das ist eine Illusion. Die Leute glauben nur, dass es umsonst ist. Das ist doch absurd. Umsonst gibt es nichts. Irgendwo gibt es immer einen Kunden, der dafür zahlt, dass du als Nutzer manipuliert wirst. In welcher Weise werden die Leute manipuliert? Facebook ist so angelegt, dass deine Wahrnehmung eingeengt wird. Bestimmte Freunde werden dir nahegelegt, die dir angeblich ähnlich sind; bestimmte Dinge werden dir empfohlen, weil sie zu dir passen. Dadurch nimmt man immer weniger von der Welt wahr. Eine der Folgen von Facebook ist, dass deine Welt in immer kleinere Kistchen verpackt wird, in Aspekte der Welt, die du kennst und mit denen du zufrieden bist. Dadurch hast du weniger Anreiz, etwas auf eigene Faust zu entdecken. Die Leute sind nicht mehr sie selbst, sondern Teile einer große Datenbank.
Aber Sie als real existierender Mensch werden doch nicht auf Einzelaspekte reduziert und verkauft, sondern nur Ihr digitales Alter Ego - ein kleiner Datensatz, der Sie auf Facebook repräsentiert. Da gibt es doch noch einen ziemlichen Unterschied. Aber der wird immer kleiner. Ob du einen Partner suchst oder einen Job oder bloß Nachrichten: Die ganze Kultur wird durch Portale wie Facebook gefiltert. Das finde ich schon problematisch. Es gibt allerdings eine Grenze, die durch das Alter definiert wird. Leute, die schon ein Leben vor Facebook hatten, werden weniger beeinflusst. Sie haben ja schon Freunde im echten Leben gefunden, zu denen sie übers Netz Kontakt halten. Aber wenn du 16 bist und deine Freunde durch diesen mit Reklame durchsetzten Filter erst kennen lernst, dann verändert sich dein Wesen wirklich. Woran machen Sie das fest? Ich unterrichte an Schulen, und manche der jungen Leute dort haben eine seltsame Art von Selbstgenügsamkeit. Dabei wissen sie gar nicht, was sie alles nicht wissen. Sie nehmen nur den Teil der Welt wahr, der ihnen gefällt. Es gibt eine recht aktuelle US-Studie, die zu ganz anderen Ergebnissen kommt. Demnach nutzen gerade die jungen Leute Facebook, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben, die sie schon kennen. Es sind eher die Erwachsenen, die über das Portal neue Bekanntschaften suchen. Die Studie habe ich auch gelesen. Ich kann dazu nur sagen: Wenn ich heute an Universitäten lehre, erleben ich das genaue Gegenteil. Gerade junge Akademiker glauben so sehr an Facebook, dass sie mir mit ihrer Rhetorik fast wie Marxisten aus den 60ern vorkommen, die so sehr an bestimmte Ideen glauben, dass es fast religiöse Züge annahm. Mehr noch: Die Site hat eine universelle Bedeutung erreicht, die es schwer macht, sie überhaupt noch zu kritisieren. Facebook ist heute wie eine Doktrin. So funktionieren einige dieser Entwicklungen: Sie grenzen Kritik aus und blockieren andere Ideen. Wer profitiert aus Ihrer Sicht von diesem System? Es haben nur wenige etwas davon, wenn man Computer vor allem dafür verwendet, Daten zu sammeln, um daraus Geld und Macht zu ziehen. Die Mehrheit der Nutzer hat nichts davon. Facebook ist ein Beispiel dafür, Google ein anderes. . . .
Was ist denn falsch daran, das bisherige Wissen der Welt für jeden zugänglich zu machen? Es ärgert mich, weil ich immer wollte, dass das Internet gut darin wird, Dinge auf neue Art auszudrücken. Nicht nur darin, Altes zu kopieren. Ich bin zum Beispiel begeistert von der Idee, Mathematik in dynamischen Videospielen zu erklären, um den Menschen wirklich neue Horizonte zu eröffnen. Und Wikipedia wird derart stark von Suchmaschinen bevorzugt, dass die experimentierfreudigen Seiten im Internet kaum noch Feedback bekommen. Diese ganze Welt der experimentellen Kommunikation ist irgendwie verschwunden. Ein bisschen kommt sie zurück, mit dem App-Modell von Apple. Die Leute, die Applikationen programmieren, probieren wieder mehr neue Möglichkeiten aus."
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Jötten, F.: Auf der Suche nach der göttlichen Zahl : Wie ein Spielzeug einen Darmstädter Mathematiker ein Erwachsenenleben lang nicht mehr losließ (2010)
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- "Ein kleiner Junge reicht einem Roboter einen verdrehten Zauberwürfel. Der hebt den Würfel vor sein Blechgesicht, wendet ihn hin und her - und beginnt dann blitzschnell mit seinen Metallarmen zu drehen, bis nur noch eine Farbe pro Seite zu sehen ist. Das Internet ist voller solcher Videos von Menschen und Maschinen, die einen Zauberwürfel wieder in die Ausgangsposition bringen. Ein dreijähriges Kind löst die Aufgabe unter zwei Minuten, ein 18-jähriger Niederländer schafft es in sieben Sekunden, ein Roboter aus Lego in zehn, ein Franzose mit verbundenen Augen in 23.
Forschen nach der Formel Die Wissenschaft tüftelte seit 30 Jahren an seinem Rätsel - jetzt ist es gelöst. Die so genannte Gotteszahl ist gefunden. So nennen die Wissenschaftler die kleinstmögliche Anzahl von Zügen, die es braucht, um einen Würfel aus jeder denkbaren Position in den Ausgangszustand zu drehen. Das Zentrum der europäischen Zauberwürfelforschung ist ein Arbeitszimmer in Darmstadt. Herbert Kociemba, 56, Lehrer für Physik und Mathematik und einer derjenigen, die an dem jüngsten Forschungserfolg beteiligt waren, sitzt an seinem Schreibtisch. Neben ihm steht seine Zauberwürfel-Sammlung, daneben eine Plastiktüte mit winzigen, bunten Kacheln - damit ersetzt er die Aufkleber auf seinen Würfeln: Das sieht besser aus und ist haltbarer. Wenn es um Rubik's Cube geht, merkt man, dass der für ihn mehr ist, als nüchterne Mathematik. "Der Würfel knarrt so schön, wenn man ihn dreht", sagt er und lächelt verzückt. "Er wird nie vergessen, weil er einfach genial ist." Bei der Markteinführung hatte Kociemba gerade begonnen als Lehrer zu arbeiten. "In den Noten-Konferenzen strickten die Frauen - und männliche Kollegen drehten am Zauberwürfel", erinnert er sich. Heute sitzt Kociemba vor seinem Computer, auf dem Bildschirm bunte Quadrate und graue Schaltflächen: das ist "Cube Explorer", ein Computerprogramm, das Kociemba 1992 erfand. Mit der neuen Version kann der Benutzer per Webcam jede Würfel-Position einlesen und sich berechnen lassen, mit welchen Drehungen man ihn in die Ausgangsposition (alle Seiten des Würfels einfarbig) zurückbringen kann.
"Im Durchschnitt schafft das Programm das mit 19 Zügen", sagt Kociemba. Für Würfelfans ist das Programm essenziell, sie dankt dem Mathematiker frenetisch in Internetforen - die meisten Speedcuber, diejenigen, die den Würfel in möglichst kurzer Zeit lösen wollen, berechnen sich mit Cube Explorer die optimalen Drehkombinationen. "Aber eigentlich hat mich das zuletzt nicht mehr interessiert", sagt Kociemba. Gemeinsam mit dem kalifornischen Informatiker Tom Rokicki und dem Mathematiker Morley Davidson von der Kent State University in Ohio wollte er "Gottes Zahl" finden - den optimalen Weg mit möglichst wenigen Schritten um den Zauberwürfel zu lösen. Der Cube kann 43 Trillionen Positionen einnehmen. Für jede Stellung gibt es 18 Möglichkeiten für den ersten Zug - und dann wieder 18 für jeden folgenden. Wollte man die Gotteszahl so berechnen, dass man für jede Würfelstellung die optimalen Züge berechnet, müssten fünf Millionen Computer fünf Millionen Jahre lang rechnen - unmöglich. 1992 kam für Kociemba der erste Durchbruch bei der Suche nach der Gotteszahl. Er schrieb einen Zwei-Phasen-Algorithmus. Der Trick: Der Würfel wird aus einer beliebigen Anfangsstellung in maximal zwölf Zügen in eine Zwischenformation gebracht, das schränkt die Anzahl der verbleibenden Möglichkeiten auf 20 Milliarden ein, was Computer heute gut bewältigen. In einer zweiten Phase wird er dann in die Zielposition (alle Seiten des Würfels einfarbig) gebracht. Dazu braucht es höchstens 18 Drehungen, in der Summe sind also nach diesem Modell höchstens 30 notwendig. In den vergangenen 18 Jahren reduzierten die Forscher die Zahl. 2008 zeigte Rokicki, dass sie nicht größer als 25 sein kann. Er nutzte Kociembas Weg, unterteilte die Würfelpositionen aber in Gruppen, so dass er nicht jede einzeln berechnen musste. Dann fehlte ihm nur noch Rechnerleistung. Zunächst stellte Sony Pictures nachts die Computer zur Verfügung, auf denen sonst Trickfilme entstehen. Dann half Google mit seiner riesigen Rechner-Kapazität. Jetzt steht fest: Der Zauberwürfel kann, egal wie er verdreht ist, in 20 Zügen in die Zielposition gebracht werden. "Ein moderner Desktop-PC hätte für die Rechenarbeit 35 Jahre gebraucht", sagt Rokicki."
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Baumgärtel, T.: "Mosaic" der Datenwelt : Vor zehn Jahren erschien der erste einfache Webbrowser - und damit die Grundlage für den Erfolg des Internets (2003)
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- "Kornfelder. Nichts als Kornfelder, so weit das Auge reichte. Das sah Tim Berners-Lee aus dem Autofenster, als er auf dem Weg zum National Center of Supercomputing Applications (NCSA) in Urbana-Champaign zum ersten Mal in seinem Leben durch Illinois fuhr. Ein Elite-Informatik-Institut ist so ziemlich das Letzte, was man indem landwirtschaftlich geprägten amerikanischen Bundesstaat im mittleren Westen erwarten würde. Doch das NCSA spielt in der kurzen Geschichte des Internets eine entscheidende Rolle. An dem kaum bekannten Forschungsinstitut wurde vor zehn Jahren ein Computerprogramm entwickelt, dessen Bedeutung Technikhistoriker schon jetzt mit der der Dampfmaschine; oder des Telefons vergleichen: Am 22. April 1993 veröffentlichten Studenten und Mitarbeiter im Internet den Webbrowser "Mosaic" - eine Software, mit der man durch das Netz surfen kann. Auch wenn das Programm einer Öffentlichkeit jenseits von Informatikern und Netzfreaks unbekannt sein dürfte, ist seine Bedeutung gar nicht zu überschätzen: Vor "Mosaic" gab es auf der ganzen Welt einige hundert Websites, Ende 1993 waren es bereits einige tausend, und in den nächsten Jahren sollte sich ihre Zahl manchmal im Wochenrhythmus verdoppeln. Der Siegeszug des Internets begann mit "Mosaic". Das Programm hat das Internet zu einem Massenmedium gemacht. Ohne "Mosaic" gäbe es heute keine Online-Publizistik und keinen E-Commerce, kein Amazon und kein E-Bay. Nach einem halben Jahr hatten eine Million Internet-Surfer das Programm heruntergeladen. Heute finden sich Nachfolgerprogramme wie der "Netscape Navigator" oder der "Internet Explorer" auf so gut wie jedem Computer mit Internet-Anschluss. Schöpfer der historischen Software waren der Student Marc Andreessen und der wissenschaftliche Mitarbeiter Eric Bina: In einem Keller des NCSA hatte sie mit einigen Kommilitonen in nächtelangen Programmier-Sessions die erste Version von "Mosaic" geschrieben. Diese Leute wollte Tim Berners-Lee im März 1993 treffen, denn er war selbst der Schöpfer des World Wide Web (WWW): 1990 hatte der britische Physiker am Kernforschungszentrum Cern in Genf einige technische Regeln definiert, die es leichter machen sollten, im Internet, einem damals noch weitgehend unbekannten akademischen Computernetzwerk, Informationen zu veröffentlichen und zu lokalisieren. Das Web erfreute sich unter Wissenschaftlern schnell einer gewissen Beliebtheit, aber die Programme, mit denen man sich im WWW bewegte, waren für Laien zu schwierig und konnten nur Text anzeigen. "Mosaic" dagegen wurde per Mouse-Klick bedient und zeigte Bilder und Grafiken. Darauf hatte Berners-Lee schon seit einiger Zeit gewartet. Denn der Wissenschaftler mit dem bescheidenen, ja fast schüchternen Auftreten hatte eine große Vision: Er wollte aus dem Internet "ein einzigartiges, universelles und leicht zu bedienendes Hypertext-Medium machen, mit dem man jede Art von Information teilen kann, wie er später in Vorträgen und Interviews immer wieder betonte. Darum hatte er in der Anfang der 90er Jahre noch kleinen und unüberschaubaren InternetSzene geduldig und mit viel Diplomatie darauf hingearbeitet, dass sein Internet-Code namens Hypertext Markup Language (HTML) als Quasi-Standard für Daten im Web akzeptiert wurde. Nachdem ihm das gelungen war, musste nun ein Programm her, das die Daten lesen konnte. Berners-Lee unterstützte die Programmierer der ersten viel versprechenden Browser -"Cello", "Arena" oder "Lynx" - per E-Mail. Die Gruppe aus dem NSCA dagegen hatte es Anfang 1993 ganz unabhängig von ihm geschafft: ein Programm für das Internet, das nicht nur Informatiker bedienen konnten! Wie ein Besessener schrieb Andreessen, der sich zeitweise von Milch und Keksen ernährte, mit seinen Kommilitonen an immer neuen und verbesserten Versionen von "Mosaic".
Das Treffen mit Andreessen, Bina und den anderen verlief weit weniger herzlich, als Berners-Lee es erwartet hatte. In seinen Memoiren Weaving the Web vergleicht er das Meeting mit einer Pokerpartie: Die NCSA-Gruppe, so sein Eindruck, wollte seine Idee an sich reißen und versuchte, den Eindruck zu erwecken, das Web und "Mosaic" seien ein und dasselbe. Der bullige Andreessen erschien Berners-Lee wie ein Geschäftsmann, der vor allem Kundenwünsche befriedigen wollte. Berners-Lee empfahl bei dem Treffen, "Mosaic" einen Editor hinzuzufügen, mit dem man selbst Webseiten gestalten konnte. Denn Teil seiner Hoffnungen für das Internet war, dass man nicht nur passiv durch Informationen surfen, sondern auch selbst produzieren und mit anderen Internet-Usern kooperieren konnte. Andreessen lehnte das schlicht ab; Berners-Lee war enttäuscht. Besonders verärgert hat es ihn aber offenbar, dass Andreessen sich weigerte, sich bei einer Konferenz für ein Erinnerungsbild fotografieren zu lassen. Der Eindruck, dass es Andreessen vor allem ums Geschäft ging, hat Berners-Lee nicht getrogen. Ein knappes Jahr später gründete der junge Programmierer mit dem Silicon-Valley-Veteranen Jim Clark eine Firma namens Netscape, und zusammen mit den meisten seiner ehemaligen NCSA-Kollegen entwickelten sie in Kalifornien den ersten kommerziellen Browser. 1995 legte die Firma den erfolgreichsten Börsengang hin, den die Wall Street bis dahin gesehen hatte, und der Internet-Goldrausch der 90er Jahre begann. Der US-Softwarekonzern Microsoft hatte den Netz-Boom zunächst ignoriert, entwickelte dann aber mit dem "Internet Explorer" einen eigenen Browser und nutzte seine Herrschaft über die Betriebssysteme dazu aus, um schnell eine marktbeherrschende Position zu erreichen. Netscape wurde vom Markt verdrängt; AOL kaufte das Unternehmen - und Andreessen verließ die Firma kurz danach. Heute ist er Chef eines kalifornischen Unternehmens namens Oopsware, das Server-Software anbietet. Wahrscheinlich war es das Zusammenspiel von zwei so unterschiedlichen Charakteren wie Berners-Lee und Andreessen, das zum Erfolg des Web beigetragen hat. Während der Wissenschaftler Berners-Lee auf Offenheit und Zugänglichkeit bedacht war und sich dafür einsetzte, dass das Web nicht von einer bestimmten Nutzergruppe übernommen wurde, ging es dem Programmierer-Geschäftsmann Andreessen um Benutzerfreundlichkeit und kommerziellen Erfolg. Der US-Journalist Steven Levy hat "Mosaic" das "wahrscheinlich wichtigste Programm, das es jemals gab", genannt. Er hat Recht. Der Browser und die anderen, die folgten, haben unser Bild vom Computer verändert: Aus der Maschine für Textverarbeitung und Spiele wurde ein Kommunikationsinstrument, das den Zugang zu ständig neuen Informationen brachte. Andreessen ist darüber bis heute begeistert: "Das Beste an der ganzen Sache war zu sehen, wie wir ein paar Bausteine zusammenfügten, die sich andere Leute nahmen und daraus Dinge entwickelten, die wir nie erwartet hätten. Der Prozess, der sich schnell vollkommen unserer Kontrolle entzog, war sehr befriedigend." Marc Andreessen hat dabei gut verdient. Auf dem Höhepunkt der Dot-com Euphorie besaß er Netscape-Aktien im Wert von 80 Millionen Dollar und gilt noch heute als Multimillionär. Tim Berners-Lee hat vom Netz-Boom weniger profitiert. Er leitet heute das World Wide Web Consortium in Boston, das für die Einhaltung von Programmierstandards für das Web eintritt. Was er machen würde, wenn er plötzlich doch Millionär würde? Wahrscheinlich würde er ein Stück Land kaufen, das von Umweltzerstörung bedroht sei, vertraute er dem britischen Guardian nach einigem Nachdenken an. Vielleicht sehnt er sich ja nach Kornfeldern."
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Streit, A. von: Einfach jung : Warum Jugendliche heute deutlich weniger zum Pessimismus neigen als ihre Eltern (2004)
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- "Obwohl Jugend naturgemäß jung ist und Jugendforscher zwangsläufig fortgeschrittenen Alters sind, haben doch beide etwas gemein: In der Regel echauffiert sich eine breite Öffentlichkeit über das, was von der Jugend und von den Jugendforschern zu hören ist. Beide können machen, was sie wollen - sie geraten in die Schlagzeilen. Sagt die Jugend "null Bock", wird sie gescholten, hat sie "Bock auf Spaß". ist es auch nicht recht, zeigt sie "Bock auf Leistung ; wird sie wegen frühzeitiger Systemkonformität beargwöhnt. Die Jugend kann es keinem recht machen, und Gott sei Dank will sie es auch nicht, denn dazu ist sie nicht auf der Welt. Und die Jugendforschung? Konstatiert sie einen wachsenden Zukunftspessimismus unter Jugendlichen (Shell-Jugendstudie 1997, "Die gesellschaftliche Krise hat die 'Jugend erreicht"), herrscht öffentlicher Alarmzustand; Wenn schon der Hoffnungsträger Jugend schlecht drauf ist, so die bange Frage älterer Generationen, wie düster mag es dann um die Zukunft unserer Gesellschaft stehen? Drei Jahre später eine Trendwende: Die Shell-Studie 2000 berichtet von einer deutlich zuversichtlicheren Grundstimmung unter Jugendlichen hinsichtlich der persönlichen und gesellschaftlichen Zukunft ("Die Jugend ist in der Zukunft schon angekommen"). Statt aufzuatmen, macht sich neue Besorgnis und Ratlosigkeit im Lande breit. Woher dieser jugendliche Optimismus, heißt es, wo doch alles künftig Kommende schon den Erwachsenen so schwierig, komplex und unübersichtlich erscheint? Da müsse es doch einem jungen Menschen erst recht angst und bange werden, sagen die älteren Semester. Muss es nicht. Denn offenbar ist die Mehrheit der Jugendlichen inzwischen wenig geneigt, die Zukunftsängste von Erwachsenen zu teilen. Was noch Ende der Neunziger, einem Schockreflex ähnlich; die subjektive Weltsicht von Jugendlichen verdüsterte - die Krise des Arbeitsmarktes -, wird mittlerweile weitaus gelassener erlebt. Die Phase der Desillusionierung ist einer zuversichtlichen "Packen-wir's-an"-Haltung gewichen Dies keineswegs nach Art eines fröhlich-unbeschwerten "jugendlichen Leichtsinnes", sondern eher eines pragmatisch-bodenständigen Realitätssinnes: "Irgendwie schaffe ich das schon."
Statt wie hypnotisiert vor der Krise zu verharren, ist'die Jugend bereit, sich auf das ungewisse Projekt Zukunft einzulassen. Und das inmitten eines überwiegend pessimistisch gestimmten Erwachsenenumfeldes. Eine reife Leistung. Packen wir's an, lautet die Devise Apropos Leistung: Im Selbstbild der jungen Generation spielt Leistungsorientierung eine zentrale Rolle, bezogen auf die eigene berufliche Zukunft und deren Bewältigung. Aus jugendlicher Sicht beinhaltet Leistungsorientierung weit mehr als die bloße Einsicht, dass zu einer erfolgreichen Berufsbiografie ein möglichst hoher Bildungsabschluss mit guten Noten gehört. Außer formalen (und von Jugendlichen oft rein funktional bewerteten) Bildungsressourcen zählen zur Leistungsorientierung eine Reihe von persönlichen Ressourcen, die das Individuum mit Selbstbewusstsein ausstatten und - eben darum - ihn oder sie zuversichtlich stimmen, den Anforderungen der neuen Arbeitswelt gewachsen zu sein. Schön illustrieren lässt sich dies am Beispiel zweier Kompetenzfelder, auf denen es gerade heutige Jugendliche zu Höchstleistungen bringen: Zum einen soziale Kompetenz, verbunden mit der Fähigkeit zur Selbstorganisation; zum anderen Medien kompetenz, bezogen auf die neuen Medien Computer und Internet. Die Begriffe "Individualisierung" und "Pluralisierung von Lebensstilen" stellen im Leben von Jugend lichen keine abstrakten soziologischen Formeln dar, sondern höchst lebendige Erfahrungen im eigenen sozialen Nahraum. Solide familiäre Strukturen gelten ;heutzutage eher als Ausnahme denn als Regel. Konstellationen des Zusammenlebens sind permanent im Fluss: Trennungen, Scheidungskinder, berufstätige Eltern, allein erziehende Elternteile, neue Väter, neue Mütter, neue Geschwister - lauter Veränderungen und Vergänglichkeiten, mit denen Heranwachsende sich auseinander zu setzen haben. Irgendwie bringen es die Jugendlichen fertig, sich mit dieser Erfahrung sozialer Instabilität zu arrangieren, ohne dabei sich selbst oder die Nerven zu verlieren. Sich stets neu zurechtzufinden, gehört zu ihrem Lebensalltag, "change management" wird von ihnen bereits in jungen Jahren durchbuchstabiert. Infolge familiärer Konstellationen wird der eigene Tageslauf häufig selbstverantwortlich gestaltet, organisiert und improvisiert. Vielleicht speist sich ja die Zuversicht beim Gestalten des eigenen Lebenslaufes aus solchen biografischen Erfahrungsquellen? Wer geübt darin ist, sich neuen Verhältnissen zu stellen und für sich selbst das Beste daraus zu machen, neigt womöglich dazu, eine aus den Fugen geratene Arbeitswelt eher als Stimulans wahrzunehmen denn als Bedrohungsszenario. Im Risiko eine Chance zu erkennen - davon verstehen jugendliche offensichtlich eine ganze Menge. Während Politiker das Volk mit Appellen zu mehr Flexibilität und Experimentierfreude traktieren, scheint die junge Generation ihre "Hausaufgaben" erledigt zu haben.
Auch in puncto Medienkompetenz haben viele jugendliche den Erwachsenen mehr als eine Nasenlänge voraus - diese Erkenntnis ist schon fast ein alter Hut. Computernutzung, interaktives Spielen und Surfen im Internet gehörten schon zu ihrem Alltag, als die Elterngeneration den neuen Technologien noch mit Unverständnis begegnete. Jugendliche haben sich den Techniken der Informationsgesellschaft bereits in ihrer Kindheit verspielt und neugierig genähert. Heute gehen sie souverän damit um. Wege in eine unwägbare Zukunft Sicherlich hat der zuversichtliche Blick in die eigene Berufszukunft eine seiner Wurzeln im angstfreien Umgang mit den Medien der Zukunft. Bedenkt man obendrein, dass viele jugendliche sich diese Medienkompetenz autodidaktisch angeeignet haben, dann wird erst recht verständlich, welches biografische Zukunftspotenzial diese oft hoch qualifizierten jungen "Wissensarbeiter" mitbringen. Neuland erkunden, Techniken ausprobieren, Problemlösungen finden, Lust an der Herausforderung erleben und sie eigenständig meistern: Hier liegt der Bodensatz einer positiven Leistungsorientierung, die vielen jugendlichen das Gefühl gibt, ganz gut durch eine unwägbare Zukunft navigieren zu können. Jugendliche Medienkompetenz umfasst aber weit mehr als bloße Geschicklichkeit und technisches Know-how. Multimediales Arbeiten sensibilisiert für neue Formen des Lernens, es trainiert das Denken und Leben in nicht linearen, vernetzten Strukturen. Herkömmliche, lineare Wege der Informationsbeschaffung und Wissensaneignung reflektieren wenig die Beziehungen zwischen den verschiedenen Informationen - obwohl diese Beziehungen oft wichtiger sind als die Informationen selbst. Dagegen lassen die nicht linearen Hypertexte der neuen Medien solche Zusammenhänge erkennen. Durch das Arbeiten mit Systemen verknüpfter Informationen machen jugendliche sich ein komplexeres, weil vernetztes Bild von der Welt. Möglicherweise liegt es ja an der frühen Aneignung solcher "Kulturtechniken", dass jugendliche weniger zu Berührungsängsten mit der unübersichtlichen Zukunft neigen als viele Erwachsene. Oder wird die viel beschworene "neue Unübersichtlichkeit" von Erwachsenen in eine Wirklichkeit hineininterpretiert, die von jungen Menschen ganz anders wahrgenommen wird? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass jugendliche deutlich weniger befallen sind vom kollektiven Unbehagen an der Kultur samt ihrer Komplexität. Ob sie damit richtig liegen, wird die Zukunft zeigen. Warten wir es ab."